Ein Schirm braucht noch neuen „Check“. Und wenn man schon mal da ist und eine Woche Zeit mitbringt, kann man auch gleich mit dem Tandem-Schein beginnen. So der Plan von Sam. Also auf nach Sillian zu BlueSky. Und weil aber der Tandemkurs erst Montag anfängt, können wir ja noch am Wochenende in Obertilliach fliegen. Da der Gondelbetrieb erst Sonntag startet, müssen wir wohl zu Fuß hoch, gut 600Hm in 1,5 Stunden. Ein Kinderspiel zu den letzten Aufstiegen. Für mich reicht es wieder nur zu einem Abgleiter. Sam schafft es etwas länger oben zu bleiben. Die Nacht verbringen wir am Biathloncenter bei Obertilliach. In der Nacht zieht ein kurzes aber heftiges Gewitter über uns her, was uns nur kurz aufweckt, aber nicht weiter stört. Am Sonntag dürfen wir mit der Gondel den Berg erklimmen. Da die Tageskarte in Obertilliach echt günstig ist und wir die letzten Tage ausreichend Höhenmeter zu Fuß gemacht haben, gönnen wir uns die Fahrten. Leider schaffen wir nur 3 Flüge bis das nächste Gewitter uns einen Strich durch die Rechnung macht. Es regnet. Also bastelt Sam ein wenig an der Elektrik rum. Die Eigenentwicklung steckt noch etwas in den Kinderschuhen. Da geht schon mal das Licht an oder die Wassserpumpe gibt Töne von sich. An dem Prototyp Jolly gibt immer was zu tun. Ich lese, meine Lieblingentspannungsbeschäftigung, neben schlafen 🙂
Endlich Montag! Kursbeginn! Da Sam am ersten Tag der einzige Tandemschüler ist, darf ich Passagier sein. Hört sich erstmal gut an. Ist es auch. Ich habe vollstes Vertrauen in das was er da tut. Und es macht Spaß. Nur mein Magen, der sich je nach Manöver neben, unter oder über mir befindet, findet das Ganze nicht so lustig. Das ist wie Autofahren, nur man ist Beifahrer und sitzt hinten… man kennt das…:) eigentlich ist es eher Achterbahn fahren? Irgendwann gewöhnt er sich dann doch dran.
Beim Landebier vor der Flugschule erkennt Sam plötzlich Kölner! Philipp und Elena kannte er bereits über Jan (bike-hike-fly.de) von einem Flugtag in Coo (Belgien). Deshalb beschließen wir Dienstag als Resozialisierungsmaßnahme auf den Campingplatz Lienzer Dolomiten zu den Beiden zu ziehen. Der Campingplatz-Junior kennt uns noch vom letzten Jahr. So war der Checkin in einer Minute erledigt. Günstig, sehr sauber und man ist in 15 min mit dem Rad an der Flugschule (Wenn man muss auch schneller, oder Philipp?). Nach erfolgreichem Flugtag grillen wir am Campingplatz. Teresa aus Ulm hatte mit Philipp und Elena bereits die Tage vorher schon den ein oder anderen Drink genossen. Ganz nebenbei musste die Nacht zuvor das eigene Auto aufgeknackt werden. Am Mittwoch kommt auch Christian aus dem Odenwald auf den Campingplatz, welcher mit Teresa und Philipp am Termik-Seminar „Fly High“ teilnimmt. Eine feuchtfröhliche Runde. Wir haben viiiel Spaß. Es wird nicht nur gegrillt, auch Alkohol ist gelegentlich im Spiel.
Da Sam und ich das Talent haben an der Flugschule mit Bierchen und so weiter zusammen mit anderen Fliegern zu versacken und das übliche beinahe tägliche Gewitter Sturzbäche regnen lässt, findet sich auch spontan mal eine Gruppe in einem Restaurant in Sillian ein. Gönn dir! Grillen, Bier trinken, Essen gehen, zwischendurch natürlich fliegen und viel quatschen und Spaß haben, sind der Tagesinhalt. So lässt es sich leben. Eine teure Woche meldet der Ausgabenmanager.
Ich schreibe übrigens täglich in mein kleines Reisetagebuch, was mir meine Schwester mit auf den Weg gegeben hat. Das macht es leicht auch noch nach Wochen nachzuvollziehen was man so angestellt hat, was wir wann für Wetter hatten, was es leckeres zu essen gab, wo wir hergefahren sind, welcher Ort toll war, was für tolle Menschen wir getroffen haben usw..Nur in diesen 2 Wochen weißt mein Tagebuch erhebliche Lücken auf – komisch.
Die Flugschule BlueSky heißt nicht um sonst so. Häufig gibt es bei Sillian, Abgeschirmt vom Alpenhauptkamm im Norden und den Dolomiten im Süden gute Flugbedingungen und „BlueSky“. Es liegt aber eine spezielle Wetterlage vor bei der sich Hoch-„Uwe“ in Skandinavien eingenistet hat und ein Tiefdruckgebiet im Süd-Westen feuchte Luft vom Mittelmeer in die Alpen bringt. Es entstehen nahezu jeden Tag Gewitter (Überentwicklungen). Im DHV-Wetter heißt es täglich für die Alpensüdseite „Feucht labil“. Dieser Zustand hat über 8 Wochen angedauert. Übrigens auch verantwortlich für das komische Wetter in Deutschland.
Und trotzdem ging es jeden Tag in die Luft. An manchen Tagen haben die Schüler sogar bis zu 8 Flüge gemacht. BlueSky bietet einem einfach alles was es zum Fliegen braucht. Und nach dem Fliegen wirst du auch noch versorgt. Ich habe dort bereits im letzten Jahr meine A-Scheinlizenz und Sam vor zwei Jahren seinen B-Schein gemacht.
Apropos, gegen Ende der Woche tauchen schon wieder alte Bekannte auf. Simone und Günter aus Aachen! Simone hat mit mir im vergangenen Jahr den A-Schein fertig gemacht und anschließend waren wir noch mit Beiden auf dem Weg nach Hause im Stubaital essen und fliegen. Günter mit BIKES2Race hat übrigens Jan und Felix die Räder für ihr Projekt bike-hike-fly.de gesponsort. Was eine kleine Welt! Wer also mit herrlichen Leuten zusammen fliegen will – BlueSky ist ne top Adresse.
Schwups, ist eine Woche rum. Wie die Zeit vergeht. Der ursprünglich kurz geplante Besuch auf dem Campingplatz auf Grund der sozialen Kontakte ging dann doch bis Sonntag, als auch Philipp und Elena wieder zurück Richtung Köln mussten. Natürlich erst nach diesem noch Traumhaften Flugsonntag in Obertilliach. Der erste Tag seit Wochen ohne Gewitter! Sam, Philipp, Teresa, Ralph und Sandra sind zurück nach Sillian geflogen. Bei dem Flug sind auch einige Aufnahmen von diesem Video von Ralph entstanden.
Für den Tandemschein braucht man wie für die A-Scheinlizenz ebenfalls 40 Flüge, davon 25 mit Fluglehreraufsicht. Die haben wir sogar in der einen Woche hinbekommen. Auch die theoretische Prüfung ist bestanden. Und da wir ja grade hier sind, und man es mit den Leuten hier aushalten kann, kann man das ja auch noch zu Ende bringen. Also weiter gehts. Fliegen, Quatschen, Bier/Wein trinken, essen/grillen, Spass mit Freunden haben, kurz schlafen. Und alles wieder von vorne. Danke an Ralph und Stefan an das unkomplizierte beenden der Tandemausbildung.
In dieser Woche ist eine Gruppe holländischer Schüler mit dabei. Anfangs am Übungshang tun sie sich noch schwer, aber danach läuft das wie geschmiert. „loope loope loope! anremmme! Lekker op de Friedhof fliege!“ hören wir am Funk. Ebenfalls mit dabei in dieser Woche ist Uwe (gemeint ist nicht Acro-Uwe ;)). Allein an seinem Dialekt schnell als rheinischen Jung entlarvt. Ich: „Woher kommst du?“ Er: „Aus der Nähe von Köln“ Nach mehrfachem: „Jaja, schon klar. Woher genau“ stellt sich raus, Uwe kommt ebenfalls aus Waldbröl, war schon Prinz in Schönenbach und ist Arbeitskollege von min. 3 Freunden von uns. Daniel, den Sam aus dem Sicherheitstraining Annecy 2017 kennt, treffen wir ebenfalls bei BlueSky. Er macht in dieser Woche den B-Schein, wie auch Teresa, die letzte Woche noch im Thermik-Seminar war. Gegen Mitte der Woche haben wir die noch nötigen Flüge sammeln können und sind fertig. Sam bietet sich als Busfahrer an und fährt die Schüler auf den Berg. hoch-runter-hoch-runter….den Rest der Woche bleiben wir natürlich, weil wir wieder neue nette Leute kennengelernt haben. Z.B. Swantje aus Hamburg, oder Markus (Fischi) aus Bamberg, der mit seinem holländisch jeden Abend die Runde zum grölen bringt. Wir haben wieder viiiiel Spass. Samstag ist letzter Schulungstag und wir fahren am Nachmittag noch eine Tour ins Villegratental, dort kann man in der Unterstaller Alm in herrlicher Kulisse gut speisen und trinken. Hier planen wir auch den Sonntag.
Mit Markus und Swantje geht es Sonntag gegen 9 Uhr hoch zur Plätzwiese. Traumhaft. Sam nimmt seinen Gleitschirm mit. Swantje und ich sind zwar auch Piloten, aber Markus ist noch nicht im Besitz seiner Lizenz und darf somit auch nicht ohne Fluglehrer fliegen. Da wir ihn nicht alleine gehen lassen wollen, bleiben unsere Schirme im Auto. Eine wunderbare Wanderung hoch auf den Dürrenstein, mit Blick auf die herrlichen Blumenwiesen der Plätzwiese, die 3 Zinnen und den Rest der gigantischen Dolomiten. Am Gipfelkreuz veranstalten wir noch ein kleines Fotoshooting und steigen ziemlich bald wieder ab, da die Wolken größer werden. Sam findet einen guten Startplatz und fliegt raus. Eine Zeit lang bleibt er am Hang und fliegt dann plötzlich ziemlich schnell ins Tal. Als wir 3 zum Himmel hinter uns Blicken erkennen wir den Grund. Eine ziemlich dunkel und böse aussehende Wolke. Wir gehen dann etwas schneller ins Tal, aber keine Chance. Erst leichter Regen, dann kräftiger Regen, zwischendurch ein bischen Hagel und zu guter letzt Blitz und Donner. Sam schafft es trocken, wir 3 sind bis auf die Haut nass. Zum Glück scheint die Sonne wieder und wir können lufttrocknen. Noch schnell ein Käffchen und Kekse am Jolly, vielleicht ist auch noch ein Bier dabei und dann trennen sich unsere Wege wieder. Markus muss noch seinen Schein fertig machen und Swantje hat auch andere Pläne.
Und wir reisen weiter und sind wieder nur noch zu zweit.