Fliegen Andelsbuch- Bregenzer Wald- Österreich (21.6.- 26.6)

Vom Comer See führt unser Weg nach Andelsbuch über den Splügenpass in die Schweiz. Ist aber schon recht schnell wieder zu Ende bzw Unterbrochen. Eine Straßensperre macht ein weiterkommen erst ab 12 Uhr möglich. Jetzt ist es 10 Uhr. Mitten auf dem Pass müssen wir anhalten, da Straßenarbeiten wegen eines Geröllrutsches andauern. Passieren nur von 6-8 Uhr, 12-14 Uhr und irgendwann Abends noch mal möglich. Da haben wir mit unseren 2 Stunden noch mal Glück. Jolly hat Pause und wir gehen zum Zeitvertreib ein Stück abseits an den Torrente Liro(Fluß). Schuhe aus. Füße ins Wasser. Herrlich kühl. Wir klettern ein wenig auf den Steinen rum. Dann ist leider eine Hose etwas nass, aber bei dem Wetter nicht weiter tragisch 🙂 Kurz vor 12 Uhr. Gleich gehts weiter. Ab zum Jolly. Schnell noch was essen und trinken und ab geht die wilde Fahrt.

Pass fahren ist immer eine spannende Angelegenheit mit dem dicken Jolly. Vor allem dieser Pass. Sehr enge Haarnadelkurven mit einem Gefährt von knapp 6 Metern Länge, geht am einfachsten im Team. Ich gucke in Rechtskurven ob frei ist und Sam holt aus. Manchmal kommen wir nicht in einem rum und müssen noch mal zurück setzen. So zieht sich das. Die Schlange hinter uns wird immer länger. Zudem kann man der Tanknadel beim Fallen zuschauen. Und mal wieder ist der Tank nicht wirklich voll, noch nicht mal halb voll. Das ist ja wieder was für mich. Irgendwann kommen Tunnel hinzu. Auf einem alten, schmutzigen Schild steht was von 2,30 Meter Höhenbegrenzung. Durch das Solar sind wir bestimmt bei 2.60 Meter. Werden wir es schaffen? Fahren wir gleich Cabrio? Oder müssen wir auf der engen Passstrasse umdrehen und alles wieder zurück fahren? Nein! Müssen wir nicht. Ich vermute, dass das Schild 2.80 heißen sollte. Auf jeden Fall haben wir genug Platz und werden am Ende belohnt. Oben angekommen erscheint ein Plateau mit dem Lago di Montespluga. Überall Blumen, ein Türkisfarbener See, blauer Himmel. Uns bleiben die Münder offen stehen. Kurz anhalten, Aussicht genießen, ein Paar Bilder machen und weiter. Vor uns die Schweizer Grenze. Wo ein Pass rauf führt, führt er auch irgendwann wieder runter. Es eröffnet sich ein weiter Blick. Hohe Berge, tiefe Täler, blauer Himmel, alles grün und glasklare, türkisfarbene Flüße. Uns bleibt wieder der Mund offen stehen. Gewaltigst! Das ist die Schweiz. Wie gemalt. Nicht weit von hier entspring übrigens der Rhein aus seiner Quelle.

Endlich wieder Autobahn fahren. Eine ganze Zeit lang fahren wir am Rhein entlang (Hinterrhein). Irgendwann hinter Lichtenstein biegen wir rechts ab nach Österreich und fahren dort nach Schwarzach bei Dornbirn, am Bregenzer Wald. Hier treffen wir Karl und Jakob, Freunde von Sam aus Köln. Die, mit denen wir fliegen gehen wollen. Die beiden sind bereits 2 Tage vor Ort und haben sich einen schönen Platz am Fluß gesucht. Einmal Abkühlung bitte, denn es ist immer noch sehr heiß. Der Fluß ist erquickend. Anstelle von Mücken haben wir jetzt übigens Stubenfliegen im Jolly. Und nicht nur 2. Nein! Bestimmt 30-40 Stück oder mehr! Die finden es total gut sich morgens früh, sobald es hell wird, aufs Gesicht zu setzen. Arrrrgh! Und raus bekommt man sie auch nicht. Da sie uns nicht verlassen wollen bekommen sie halt Namen: Olaf, Günther, Puck, Otto, Horst…
Nach gemeinsamen Essen, Trinken und Zeitvertreiben wie Boule spielen oder Uno, kommt die Kaltfront mit Regen. Am nächsten Morgen hat es deutlich abgekühlt. Endlich noch mal meine normale Bettdecke und man muss sogar eine Jacke anziehen! Wir fahren nach Andelsbuch zum paragliden. Am Startplatz „Niedere“ sind wir nicht alleine. Auch in der Luft herrscht reges treiben. Es ist Wochenende. Hier oben auf 1700 Metern ist es echt kalt. Gut, dass wir immer die dicken Jacken zum Fliegen dabei haben. Ich schaue mir das Gewimmel eine ganze Zeit lang vom Startplatz aus an. Irgendwann ist mir dann so kalt, dass ich beschließe runter zu fliegen. Die anderen drei kommen zwischendurch mal Toplanden, weil ihnen zu kalt ist und die Blase drückt. Unten angekommen ist es deutlich wärmer. Hier bleib ich. Schön nen Cappuchino trinken und was in der Sonne lesen. Irgendwann bekomme ich dann wieder Gesellschaft. Die drei trudeln nach Aussenlandungen, nacheinander am Parkplatz ein. Wir beschließen einen neuen Nachtplatz aufzusuchen. Irgendwo in einer Senke, neben einer Scheune, versteckt am Waldrand, Blick auf die Berge, umgeben von grünen Wiesen (der Weg dahin war steil und nur aus Schotter. Hoffentlich kommen wir da wieder hoch morgen?) Hier grillen wir und lassen es uns gut gehen. Am Morgen werden wir durch unsere lieben Fliegen und einer Motorsäge geweckt. Wir frühstücken in der Sonne. Zum ersten mal in meinem Leben finde ich etwas, wonach ich schon immer gesucht habe: ein vierblättriges Kleeblatt! Also wenn das kein Zeichen ist? Heute gehen wir zur Abwechslung wieder paragliden 😉 Zum Glück kommt der dicke Jolly mit ausreichend Anlauf den Berg hoch. Die Herren haben Spaß in der Luft und ich begnüge mich nach meinem Flug wieder mit meinem Buch in der Sonne. Alle sind zufrieden.

Heute spielt Deutschland in der WM-Vorrunde gegen Schweden. Wir vier gehen in den Ort um in einer Kneipe das Spiel zu sehen. Auch hier fällt wieder einmal auf: die Österreicher sind nicht wirklich auf der Seite ihrer lieben Nachbarn und freuen sich total als Schweden ein Tor schießt. Deutschland gewinnt in einem nervenaufreibenden Spiel mit 2:1.
In dieser Nacht bleiben wir mit den Autos am Landeplatz. Liebevoll geweckt (auf dem Gesicht sitzend) werden wir wieder von unseren lieben Mitbewohnern: Olaf, Günther und wie sie alle heißen. Am Landeplatz in Andelsbuch auf dem Parkplatz der Bergbahnen darf man offiziell stehen. Die Toiletten an der Liftstation sind die ganze Nacht geöffnet und super sauber. Gegen halb 9 kommt dann nur ein freundlicher Herr der 6 Euro für das Auto und 2 Euro pro Person kassiert. Sprich 10 Euro pro Nacht und ne saubere Toilette. Vollkommen okay. Zahlen wir gerne. Heute fahren wir mal nicht mit dem Lift. Sam und ich müssen uns noch mal was bewegen. Wir gehen hoch. Nach 1:55 Stunden haben wir es geschafft. Karl und Jakob haben unsere Wanderroute aus der Luft verfolgt. Dies ist jetzt mein erster längerer Flug. Das Wochenende ist vorbei. In der Luft ist nicht so viel Verkehr und die Bedingungen sind auch super für mich. Ich bin mega stolz. Endlich. 🙂

Karl hat von den Tagen ein Video geschnitten und hochgeladen. Viel Spaß beim ansehen.

Leider müssen wir uns heute Abend von Karl und Jakob verabschieden. Die Arbeit ruft, bzw Jakob möchte noch weiter in die Schweiz. Aber wen haben wir denn da? Daniel, den wir 3 Wochen zuvor in Sillian bei BlueSky getroffen haben und der mit Sam und Karl das Sicherheitstraining in Annecy gemacht hat. Kleine Welt. Daniel gibt zudem noch Teresa aus Ulm bescheid (siehe Fliegen mit Freunden ), die sich ganz in der Nähe befindet. Karl und Jakob gehen. Leider. Daniel und Teresa kommen. Erstmal ein Willkommensbier. Oder 2, oder 3. Irgendwann beginnt es zu tröpfeln. Wir setzen uns noch in unseren Jolly, trinken noch ein Bier und dann lösen wir unsere neue Runde auf. Ist ja auch schon spät.
Der nächste Morgen beginnt mit Regen. Das zieht sich bis zum Mittag. Um die Wartzeit optimal zu nutzen, schneidet Teresa Sam die Haare. Mit einer ausgemusterten Schere und einem rosa Kamm geht es an die viel zu lang gewordene Mähne. Vielen lieben Dank, Teresa! Interessierte Zuschauer gibt es natürlich auch. Liegt wahrscheinlich an der grünen Mülltüte, die als Umhang dient. Dann kommt die Sonne zurück. Sam und ich gehen wieder zu Fuß und sind sogar 10 min schneller als am Vortag. Oben treffen wir auf Teresa und Daniel. Leider ist kurz zuvor ein Unfall passiert, wobei die Beiden Zeugen und auch Ersthelfer waren. Einen missglückten Start muss ein Holländer leider mit einem gebrochenem Fuß bezahlen. Auch so kann es gehen. Wir gönnen uns noch einen Moment um das zu verarbeiten und dann gehen wir alle vier raus. Mein zweiter längerer Flug. Hier lerne ich auch zum ersten Mal die Energie einer Wolke kennen. Aufgrund von Horrorgeschichten anderen Fliegermädels, bekomme ich leicht Stress und lege sofort die Ohren meines Gleitschirms an, um Höhe zu verlieren. Leider sagt mein Vario mir was anderes. Immer noch steigen. Ich ziehe die Leinen noch mal nach, um die Ohren zu vergrößern und stehe voll im Beschleuniger. Meine Unterarme beginnen taub zu werden. Mein Bauch kribbelt und meine Oberlippe ebenfalls. Ich habe Stress. Großen Stress. Zum Glück habe ich den Rand der Wolke fast erreicht. Über mir ist ja auch noch ausreichend Abstand zur Wolke. Aber das Wissen, wenn ich in der Wolke bin, keine Orientierung mehr zu haben, macht mir Angst. Endlich beginne ich zu sinken. Die Ohren halte ich noch etwas. Die Streßsymptome lassen nach. Okay, hab ich das auch mal erlebt. Krass, wie mein Körper reagiert hat. Weiß ich für das nächste Mal bescheid. War doch eigentlich nicht so schlimm. Eigentlich alles unter Kontrolle und richtig gemacht. Zurück auf dem Boden trinken wir noch ein gemeinames Landebier bzw. Landeradler und dann verabschieden wir uns auch wieder von den beiden.

Wieder alleine. Die Nacht verbringen wir am Sportlatz in Andelsbuch. Als wir am Morgen los fahren wollen passiert das, was schon längst überfällig war. Ich habe vergessen die Schranktüre zu zumachen. Hier drin befindet (oder befand) sich unser Geschirr und die Gläser. Ein ohrenbetäubender Krach. Jetzt ist ALLES kaputt. Eigentlich sind nur 3 Teller und 3 Gläser kaputt. Die guten Weingläser! Hat sich schlimmer angehört als es war. Trotzdem herrscht schlechte Stimmung. Ich bin tierisch sauer auf mich selbst. Die Lust auf Fliegen ist vergangen. Wir verlassen Andelsbuch. Auf dem Weg an den Bodensee, machen wir halt an einer Tankstelle, um unseren Jolly einmal auszusaugen. Meistens sind wir nämlich barfuß im Auto unterwegs. Bock auf Glas- oder Porzellansplitter im Fuß haben wir nicht. Bis wir am Bodensee ankommen, ist die schlechte Laune so gut wie weg. Mit dem Rad fahren wir an den See. Chillen. Baden. Sonnen. Noch schnell Kaffee und Kuchen am Jolly und weiter gehts nach Schaffhausen, Schweiz.

Ciao Bella, Bella Italia (11.6-21.6.)

Vom viel zu überlaufenen Pragser Wildsee, wo uns einfach zu viele Menschen rumspringen, geht es nach Norditalien. Wir nehmen Kurs auf Belluno, da kann man super fliegen, da geht es immer. Über Cortina (hier waren wir ja schon mal) geht es Richtung Belluno. Je südlicher wir kommen um so wärmer und schwüler wird es. Puh, da muss sich der Körper erst mal dran gewöhnen. Wir schauen uns den Landeplatz in Belluno an. Aber das Wetter sagt, das gibt heute keinen mehr. Eine dicke Gewitterfront ist im anmarsch. Es schüttet. Es windet. Es blitzt und donnert. Bis das Unwettervorbei ist, stehen wir auf einem McDonalds Parkplatz und schnorren WLAN. Letztendlich entschließen wir uns weiter Richtung Bassano zu fahren. DAS Gleitschirmmekka. Unser Nachtplatz liegt am Lago di Corlo bei Arsié, ein kleiner Touristenfreier Ort, mit ganz vielen Glühwürmchen. Am folgenden Morgen hören wir ab 9 Uhr ein Dauergrollen. Das klingt nicht gut. Die Wetterprognose sagt: Eine Kaltfront ist im anmarsch. Schon wieder Gewitter. Dieses entlädt sich auch bald mit Starkregen und größeren Hagelkörnern. Ich habe Angst. Gewitter in den Ausmaßen finde ich schrecklich. Wir suchen Schutz unter einem Baum, sonst gibts vielleicht unschöne Dellen und vielleicht finden die Solarpanel es auch nicht so lustig. Zudem sieht man kaum etwas von der Straße. Wir sind mit dieser super Idee auch nicht die Einzigen. Viele suchen Schutz. Abwarten bis es durch ist. Auch für Bassano ist in den nächsten Tagen Shitwetter angesagt. Der Himmel vor uns verrät auch bereits die nächsten nahenden Unwetter.

Dann halt noch südlicher, ans Meer. Über Landstraße geht es Richtung Rimini, entlang der Adriaküste. Ein Kreisverkehr jagt den nächsten. Um unser Budget zu schonen meiden wir die in Italien kostenpflichtigen Autobahnen. Dann dauert es halt 1-2 Stunden länger. Aber egal. Einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz finden wir dank Park4Night(App) in Cervia/Pinarella. Schnell an den Strand radeln und im Meer abkühlen. Aber wo kann man hier denn sein Handtuch auslegen? Überall Sonnenliegen und Sonnenschirme in Reih und Glied. Soweit das Auge reicht. Unser großes Handtuch findet dann nach einigen Metern gehen eine Stelle wo man „frei“ liegen darf. Ein ca 50m breiter Strandabschnitt ist für Menschen wie uns gedacht. Wow, so viel. Egal. Schön abkühlen, eine kalte Dose Bier genießen und etwas sonnen. Danach an den Strandsanitäranlagen eine wunderbare Dusche und alles ist wieder gut. Bis es wieder mal gewittert (Irgendwie verfolgen die Gewitter uns). Abends schauen wir uns noch ein wenig die Promenade an. Am nächsten Tag versuchen wir es noch einmal mit Strand. Wir wissen ja jetzt wo wir liegen dürfen. Gegen 14.30 sagen uns die dunklen Wolkentürme, dass wir den Strand vielleicht besser verlassen sollten. Schön duschen und ab zum Jolly. Gewitter abwarten und die Überlegung weiter zu fahren. Wir bleiben selten länger als eine Nacht an einem Ort.

Es geht nach Bologna. Auf dem Weg über Landstraße sehen wir jede Menge Flamingos, Fasane, Tomaten- und Pfirsichplantagen. Herrlich. Wir parken etwas ausserhalb von Bologna. und gehen zu Fuß in die Innenstadt. Eine sehr schöne Altstadt, alte Gebäude, (Kirch)Türme, Mauern, Restaurants in denen der Schinken von der Decke hängt (Prosciutteria). Sehr hübsch. In der Nacht regnet es viel und Stark. Es freut sich die Natur.

Weiter geht es in den Apennin, eine Gebirgskette in Mittelitalien, von Südost nach Nordwest verlaufend. Vielleicht ist es dort nicht ganz so warm. Von Philipp aus Köln haben wir die Gegend empfohlen bekommen. Wir suchen uns den Montfestino aus, hier kann man auch wieder Gleitschirmfliegen. Bei Serramazzione finden wir einen Platz für die Nacht. Da es auch hier in der letzten Nacht ordentlich geregnet hat, erleben wir beim befahren des unbefestigten Parkplatzes eine tolle Überraschung. Unser dicker Jolly beginnt zu rutschen. Und Schwups! Wir stecken im Schlamm fest. Großartig! Wirklich! Ich bin mal wieder voll begeistert. Da an diesem schönen Wanderparktplatz keine Menschenseele ist und das nächste Haus unbewohnt ist, müssen wir wohl selber klar kommen. Steine und Holz sammeln- unterlegen- schieben- vorwärts- rückwärts- vorwärts- rückwärts- schieben- vorwärts- rückwärts- vorwärts- rückwärts- schieben. Endlich ist er frei! Eine gute Stunde haben wir gebraucht und Gott sei dank ein Happy End. Was ne Aufegung. Jolly bekommt einen Parkplatz. Etwas Höher, auf dem befestigten Teil des Parkplatzes. Beim Erkunden der Gegend machen wir eine kleine ausgewiesene Tour zur Cascade di Bucamente, Wasserfälle mit hohem Mineralgehalt. Ziemlich versteckt im Wald gelegen. Der Weg ist ebenfalls, wie der Parkplatz, eine schlammige Angelegenheit. Da unsere Schuhe eh versaut sind, ist das nicht weiter tragisch. Nach über einer Stunde rumlaufen erstmal chillen. Sam sagt: ich soll mich nicht immer so aufregen wegen sowas, war doch kein Problem! Ach so! War es nicht? Darauf ertsmal ne Flasche Wein. Sind ja schließlich in Italien. Wir packen unseren Grill aus und zaubern uns ein feines Abendessen. Dazu natürlich Wein. Hin und wieder fährt dann doch ein Auto an uns vorbei. Ich grüße freundlich mit meinem Glas Wein. Und bekomme freundliches Winken zurück. Beim Frühstück sieht es ähnlich aus. Vorbeifahrende Autos grüßen, wir grüßen mit unseren Kaffeetassen zurück. Nette Menschen hier. Heute passt das Wetter. Wir wandern mit unseren Gleitschirmen den schlammigen Berg hoch und wollen fliegen. Den Landeplatz hatten wir uns am Tag zuvor angeschaut und für riskant erklärt. Je nach Windrichtung ist er im Lee und das ist fast immer der Fall. Sam geht trotzdem raus und hat einen wunderbaren Flug. Ich schaue mir das ganze ein wenig an. Nach einer Toplandung oben bei mir, entschließt sich Sam ein weiteres mal rauszugehen und säuft regelrecht ab. Er muss unten landen und wählt den offiziellen, von uns für riskant erklärten Landeplatz und hat echt Mühe heil auf den Boden zu kommen. Es folgt der Funkspruch: Du fliegst nicht! Bzw. du landest nicht hier! Viel zu gefährlich! Okay, dann geh ich wieder zum Jolly. Ich schlittere also den Berg mit meinem dicken Rucksack wieder runter und Sam kommt vom Landplatz hoch. Wir duschen noch mal mit unserer Outdoordusche, füllen anschließend den Wassertank wieder komplett auf und machen uns auf die Reise nach Sestola, etwas weiter westlich, am Monte Simone. Einer der höchsten Berge in dem Apennin.

Über schreckliche, enge, kaputte und steile Straßen kommen wir dann nach Fanano, wo wir die Nacht verbringen. Das Brot was wir zum Frühstück kaufen ist ein Mehl-Wassergemisch. Das hätte ich selber wahrscheinlich besser hinbekommen. Egal. Es dient als Unterlage für Wurst, Käse und Nutella. Von Sestola aus geht es auf den Piana de Falco über einen moderaten Wanderweg. 2 Stunden schwitzen obwohl es sich gar nicht so warm anfühlt. Oben erwartet uns ein super Startplatz (startbar in alle Richtungen) wo wir beide auch optimal rauskommen. Der Landeplatz liegt zwar nicht im Lee wie der letzte ist allerdings etwas uneben. Sam bekommt die Thermik nicht so richtig und muss landen gehen. Ich will die Thermik nicht und gehe landen. Leider bedenke ich nicht die Unebenheit des Landplatzes und bekomme beim „Abachtern“ Schwierigkeiten und lande letztendlich mit Rücken/Seitenwind. Zum Glück hab ich gute Beine die laufen können. Scheiß Landung, aber nix passiert.

Genug von diesem Inland. Wir wollen wieder ans Meer. Kurvige Straßen führen uns nach Lucca. In Viareggio versuchen wir an den Strand zu kommen, was aber durch die Promenade und Restaurants nicht so einfach ist. Über den Hafen haben wir dann doch die Möglichkeit unsere kalten Dosen Bier am Strand bei Sonnenuntergang zu trinken. Herrlich. Die Schwierigkeit einen „freien“ Strand zu finden bewegt uns dazu ein Stückchen nördlicher nach Massa zu fahren. Ähnlich schwieriges Unternehmen wie an der Ostküste. Google Earth sei dank, können wir freie Strandabschnitte finden. Parkplatz suchen und ab an den Strand. Auch an diesem freien Strand sind wir nicht alleine. Handtuch an Handtuch liegen wir im Sand und bruzzeln in der Sonne. Das Wasser allerding ist toll. Um 5 Uhr spielt Deustchland in der WM-Vorrunde gegen Mexico. Das wollen wir uns angucken und gehen gegen halb 5 duschen und auf die Suche nach einer Bar, die das Spiel überträgt. Gesucht. Gefunden. Mit uns nur wenige deutsche Fußballbegeisterte. Generell begegnen uns hier nur sehr wenig Deutsche. Nicht wie am Gardasee. Die erste Heilbzeit ist zu Ende, Deutschland liegt 0:1 zurück. Bei dem Tor der Mexikaner jubeln alle Italianer und freuen sich bei jeder Torchance. Ich bin etwas erschrocken wie wenig das Ausland den deutschen Fußball leiden kann. (Vorweg: Das werden wir auch noch bei den anderen beiden Spielen gewahr) zu Beginn der Zweiten Halbzeit, macht der Wirt einfach den Fernseher aus und räumt diesen rein. Okaaaayyyy….schnell austrinken, bezahlen und im WLAN des gleichen Lokals den Liveticker checken. Heute gibt es leider kein Happy End für den deutschen Fußball.

Bye Bye Mittelmeer. Wir fahren Richtung Parma. Dieses Mal gönnen wir uns mal ein bischen Autobahn. Keinen Bock auf Kurvenstraßen heute und es ist schon spät. Ein schöner Parkplatz bei Fornovo di Taro, diekt am Fluß, lädt uns zum Übernachten und Verweilen ein. Die Temperaturen hier sind auch zum Aushalten. Blog schreiben, Elektrik basteln, lesen. Ganz entspannt. In Parma selbst geht es mit dem Rad in die Innenstadt. Ähnlich wie Bologna hat Parma viele Kirchen/Türme, Mauern, alte Gebäude und natürlich Prosciutterias wo der Parmaschinken von der Decke hängt. In dieser Nacht in Parma, müssen wir zum ersten Mal den Stellplatz wechseln, da eine Gruppe Jugendlicher nicht weit von uns einen riesen Lärm/Party veranstaltet. Ebenfalls in dieser Nacht fallen die Mücken über mich her. Komplett zerstochen mit riesen Beulen an Beinen und Armen , kratze ich mich von nun an den ganzen Tag und die ganze Nacht. Es juckt wie blöde.

Über Mailand, welches wir uns nicht anschauen, weil wir genug von Menschen und Hitze haben, fahren wir an den Lago di Como. Eigentlich wollen wir schwimmen und uns abkühlen. Finden auch einen tollen Parkplatz direkt am südlichen Ende des Sees, bei Como. Aber irgendwie ist hier keine Möglichkeit ins Wasser zu gehen. Egal. Wir bleiben trotzdem hier und schauen uns Como an. Kleines hübsches Städtchen mit jeder Menge Leben. Es ist immer noch sehr warm und die Mücken finden mich auch immer noch sehr attraktiv. Leider. Zerstochen und verschwitzt, fahren wir über die Westküste des Comer Sees nach Norden in den kleinen Ort Cravedona. Hier haben wir die Möglichkeit schwimmen zu gehen. Direkt an einer Kirche parken wir unseren Jolly und finden hinter dieser Kirche einen Mini-Strand. Ob man hier Baden darf? Direkt an der Kirche? Wir liegen im Schatten der Bäume und gehen schwimmen. Ein Traum. Und niemand stört uns. Am Abend zaubern wir uns wieder mal ein feines Abendessen vom Grill. Auf einmal beginnt sich der Parkplatz zu füllen. Die Glocken läuten und läuten. Ein Konzert in der Kirche. Auch nicht schlecht. In dieser Nacht ist es so warm, dass wir es wagen mit offenem Fenster zu schlafen. An einer Kirche wird wohl nichts passieren. Die Nacht ist mit einer weiteren Anzahl von Mückenstichen gut überstanden. Noch mal schnell in den See hüpfen und es geht weiter. Über die Schweiz (wir haben ja eine Vignette) nach Österreich, Bregenzer Wald. Hier sind wir nämlich mit Karl und Jakob zum Gleitschirmfliegen verabredet.

Bella Italia …