Auronzo di Cadore und Caravanpark Sexten
Wir sitzen aufgrund des Jahrhundertunwetters in Auronzo di Cadore fest. Alle 3 Möglichkeiten in das Pustertal zu gelangen sind gesperrt. In dem Ort ist absoluter Ausnahmezustand. Alles dunkel. Die Stromzuleitungen sind getrennt. Dadurch die meisten Tankstellen geschlossen. Zurück in Richtung Belluno kann eine Tankstelle mit Hilfe eines Notstromaggregats öffnen. Diese kann beliebig hohe Preise verlangen (Diesel liegt bei knapp 1,80 Euro/L), da viele nun auch für ihre Stromaggregate Karftstoff benötigen. Bezahlt wird natürlich Bar. Der Zivilschutz ist im Dauereinsatz und auf der Straße präsent, versucht alle mit den benötigten Informationen zu versorgen und fährt mit Durchsagen durch ein Megaphone im Ort patrouille (natürlich in Italienisch). Es heißt die Verbindung über Misurina könne gegen Nachmittag wieder geöffnet werden. Bis dahin mache ich eine kleine Wandertour. Nathi liest und chillt etwas auf dem Parkplatz am See. Eigentlich ist alles friedlich um uns. Nur die umgestürzten Bäume und das Hochwasser mit viel Treibholz im See stören den Frieden. Erneute Nachfrage beim Zivilschutz ergibt eine Prognose für 16 Uhr. Wir fahren direkt zur Straßensperre und warten dort mit Kaffee und Kuchen. Aber auch um 17 Uhr noch keine Anzeichen von einer Aufhebung der Straßensperre. Als wir endlich die vorbeifahrende Carabinieri befragen können wird klar – hier wird heute nichts mehr geöffnet – chiuso-. Aber die Passstraße über Sant‘ Antonio sei mittlerweile wieder geöffnet. Und tatsächlich, daher geht es endlich weiter Richtung Pustertal. Nach diesen Tagen gönnen wie uns erstmal einen Wellnessabend. Im Caravanpark Sexten ist das Spa & Wellness-Angebot sehr zu empfehlen. Der Hallenbadboden ist mit Sand bedeckt, unterschiedlichste Saunen (die Heu-Saune war mein Favorit), Dampfbad, mehrere Blubberbecken, ein Schwimmteich usw. Richtig gut! Jeder der da mal in der Gegen ist, muss da hin. Ein Traum.
Saisonabschluss bei BlueSky
Und wo auch sonst sollten wir unsere gesamte Reise abschließen!? Natürlich bei unseren Freunden der Flugschule BlueSky. Das Event Saisonabschluss passt uns zeitlich ganz gut, so dass wir direkt nach dem Wellness nach Sillian fahren. Noch spät am Abend klopft es plötzlich an der Jolly-Tür und unsere Freunde Swantje und Fischi stehen vor uns (Bekannt aus Fliegen mit Freunden). Herrein in die gute Stube. Na logisch wird da erstmal nen Bier geöffnet. Kurz nach den Gutenachtwünschen stehen die beiden jedoch wieder vor unserer Tür. Sie kommen nicht in ihr gebuchtes Appartment. Der Vermieter hat den Schlüssel nicht gemäß Absprache hinterlegt. So haben sie sich bei uns Schlafsäcke und Decken geholt und in den zum Glück geöffneten und einigermaßen beheizten Flur der Flugschule gelegt.
Am Morgen begrüßen wir erstmal alle. Stefan hat für mich sogar den gerade erst verfügbaren Skywalk Arak zum probefliegen organisieren können. Wobei das mit dem Fliegen Wetterbedingt so eine Sache ist. Trotz der geringen Airtime haben wir wieder eine Menge Spass in unserem „zweiten zu Hause“. Das Wetter ist so schlecht, dass schon Mittags angestoßen wird. Und dem entsprechend sieht das Programm aus. Bier trinken, Essen gehen, hier mal ein Schnäpschen, Bier trinken, Essen gehen, kurz was schlafen, Bier trinken, Essen gehen, dann mal ein Wein, Essen gehen, usw. Na OK, es sind auch Programmpunkte wie ein Besuch in der Schaukäserei Toblach oder Vorträge von Flugreisen durch Ralph dabei. Den großen Abend hat Susanne für uns in der super schönen Puschtra Alm organisiert. Dort heizt uns Cilli aus Tirol mit Hits wie Über den Wolken ein. Auch präsentiert sie uns den eigens für BlueSky geschriebenen Song. „… Bin ich mal zum sterben nah, soll mich fliegen Ralph nach oben.“ Und Musik gab es dann auch noch. Georg und Marcel von CloudBase haben für uns gespielt. Großartig. Und gegen Ende der Saisonabschlusstage ist doch noch ein traumhafter Wolkenflug vom Thurntaler drin. Was eine Aussicht. Einfach herrlich.
Rückfahrt über Premberg und Rodenbach
Wir übernachten auf der Fahrt Richtung Heimat bei Premberg in der Hoffnung hier morgen nochmal fliegen zu können. Etwas soaren an einer Ost ausgerichteten Flanke. Leider ist am kommenden Tag der Wind dann doch nicht wirklich passend. Ich gleite ab, Nathi kommt mit Jolly runter und wir reisen weiter. Für den kommenden Tag ist deutlich mehr Wind vorhergesagt. Um so richtig zu fliegen ist uns das aber zu viel und zu heiß. Jedoch der Übungshang in Rodenbach Groundhandeln könnte Spass machen. Am Abend in Rodenbach angekommen lassen wir die Reise nochmal etwas revue passieren. Mit sehr viel Wehmut verabschieden wir uns gedanklich von dieser traumhaften Zeit.
Am nächsten Morgen ist kaum Wind. Mir gehen Gedanken durch den Kopf wie: „Na toll, hätten wir doch irgendwo hin zum fliegen fahren können.“ Aber nicht zu voreilig. Tatsächlich legt der Wind noch ordentlich zu. Sogar zeitweise für unsere großen Schirme etwas zu viel. Da kann ich sogar nochmal meinen kleinen Miniwing lüften. Wir sind auch nicht alleine dort. Unter anderem Lucian Haas, der Author des bekannten Gleitschirmblogs https://lu-glidz.blogspot.com/ ist ebenfalls zum Handeln gekommen. Seine Meteoexpertise ist mir bekannt. So spreche ich ihn nicht nur aus Small-Talk-Gründen an. Viel mehr will ich was lernen und seine Einschätzung zur aktuellen Wetterlage haben. Und so wird aus unserem Kontakt die Idee für die erste Folge seines neuen Projekts Podz Glidz. Der erste deutschsprachige Gleitschirmpodcast. Wer mag darf gerne mal rein hören.
Nach einem Tag mit viel Zeit und Spass am und unterm Schirm, geht es nun nach Hause. Vorbei ist eine Reise, von der man nicht auch nur eine Sekunde der Zeit bereut. Jeden der ähnliches vor hat können wir nur ermutigen das auch durchzuziehen. Wir würden es in jedem Fall wieder tun.