Am höchsten Berg der Alpen (5.7.-14.7.)

Wohin geht die Reise jetzt weiter? Die Idee war über den Grimselpass in Richtung Zermatt zu starten. Es ist jetzt nach 16 Uhr. Es regnet. Wir entscheiden uns gegen das Matterhorn und ziehen stattdessen den Mont Blanc in betracht. Der soll sowieso eine Station unserer Reise werden. Über Bern und Freiburg (CH) fahren wir an den Genfer See. Wir wollen in Montreux halt machen. Direkt am See. Aber irgendwie sind überall Straßen gesperrt und viele Menschen unterwegs. Alle Parkplätze sind übervoll. Ah! Hier ist Jazzfestival. Wir finden einen Parkplatz in Villeneuve. Sam möchte mit dem Fahrrad zurück und auf das Jazzfestival. Ich habe Kopfschmerzen und entscheide mich dagegen. In der Nacht regnet es wieder. Wir schlafen lange. Auch der nächste Tag ist komplett verregnet. Wir haben einen schönen Parkplatz an einem Coop Supermarkt. Kostenfreies WLAN um Wanderrouten zu planen. Blogeinträge online stellen. Auf dem Bärgli war das mit dem Internet nämlich ein bisschen mau. Aber vollkommen okay. Außerdem haben wir im Coop eine Toilette 🙂 Gegen Nachmittag wird der Himmel heller. Die Wolken heben sich und geben endlich den Blick auf die Berge frei. Wir befahren das Rhonetal durch Martigny über die Route de la Forclaz nach Trient. In dem kleinen Örtchen übernachten wir. Jolly bekommt einen Parkplatz am Gletscherbach. Blick auf den „Glacier du Trient“. Ich wandere am nächsten Vormittag zum Gletscher. Sam geht fliegen. Dann fahren wir weiter über die Grenze nach Frankreich. Am Nachmittag unternehmen wir zusammen noch eine Wanderung zum „Lac Blanc“. Der weiße See. Der „Mont Blanc“ ragt gegenüber in die Höhe. Seine Spitze frei von Wolken. Mehrere Gletscherzungen reichen weit ins Tal. Wieder ein Ort auf der Welt an dem einem der Atem stockt. Gewaltigst. Der Abstieg gestalltet sich sehr anstrengend. Die Wanderung am Morgen und der Aufstieg zum Lac Blanc haben spuren hinterlassen. Ich bin froh dass irgendwann unser Jolly in Sicht kommt. Jetzt noch was essen und einen Nachtplatz finden.
Wir stehen am Landeplatz in Charmonix. Hier geht am nächsten Morgen bereits die Post ab. Unmengen Paraglider in der Luft. Aber hier kostet eine Gondelfahrt viel Geld. Ich möchte nicht fliegen. Mir zu viel Verkehr in der Luft. Armer Sam ;). Wir gehen nochmal wandern, obwohl die Beine noch müde sind. „Les Bossons“ ist Start der Wanderung. Zwischen zwei ins Tal reichende Gletscherzungen führt der Weg hinauf. Er windet sich von links nach rechts. Wir sehen den einen Gletscher und dann wieder den anderen. An einer kleinen Hütte machen wir Rast, trinken etwas und schauen uns den linken der beiden Gletscher an. Es knackt. Es knarzt. Dann rollen Steine. Ein Stück bricht ab. Überall riesige Spalten. Gigantisch schwere Steine im Eis. Die Waderung geht weiter. Der Weg wird steiler und enger. An einer kleinen Erhöhung machen wir noch einmal Rast und schauen uns beide Gletscherzungen und den Gipfel des Mont Blanc an. Auch der Blick ins Tal ist nicht zu verachten. Wir stehen zwischen zwei Gletschern im T-Shirt. Oberhalb Schnee. Die Sonne brennt. Unwirklich. Eigentlich dachten wir, der Weg wäre ein Rundweg, aber wir müssen umkehren. Gleicher Weg zurück. Auf dem Weg nach unten werden wir von einigen Bergläufern überholt. Der Abstieg ist mal wieder übel. Runter ist viel schlimmer als hoch. Aber irgendwann ist Jolly wieder in Sicht.

Wir verlassen Charmonix und fahren nach Passy. Ein Geheimtipp von meinem lieben Schwager Tobi. ( Lieber Tobi!Ich hoffe du liest das jetzt hier und guckst nicht nur Bilder 🙂 ) Auf einem Hochplateau namens Plaine Joux können wir über Nacht stehen. Im Winter klein aber fein zum Skifahren. Im Sommer Ausgangspunkt schöner Wanderungen und natürlich ein Paraglider Startplatz! Von hier oben haben wir den allerbesten Ausblick auf das Mont Blanc Massiv. Wir packen unseren Grill aus und bruzzeln uns feinste Burger und Kartoffelspalten. Burger mit Aussicht.
Gut geschlafen. Toller Ausblick am Morgen. Ein herrliches Frühstück in der Sonne. Duschen! Was will man mehr? Schnell noch zum nahegelegenen „Lac Vert“ (der grüne See) gewandert und dann bereit machen zum paragliden. Der Wind kommt in der Regel von vorne. Was ja gut ist am Startplatz. Aber gegen Mittag macht die Windfahne komische Dinge. Die Franzosen warten ab, bis die Fahne zum starten gut steht und dann gehen sie der Reihe nach raus. Turbulente Luft. Mir ist das nicht geheuer. Ich guck mir das erst mal an. Sam geht raus. Er muss ziemlich viel arbeiten mit seinem Schirm. Gut, dass ich nicht raus bin. Stattdessen schreibe ich weiter am Blog, mache den Abwasch, wasche eine paar Shirts durch und geniesse einfach den Ausblick. Sam kann sich einige Zeit in der Luft halten und geht irgendwann zum landen. Er kommt zu Fuß hoch. Wir verlassen noch an dem Abend Passy und machen uns auf nach Annecy.

Happy birthday Sam! (10.7.) wir frühstücken draußen unter Bäumen im Schatten gemütlich mit Baguette und Croissant. Der Wind steht schon am morgen ordentlich an. Ein Tandem nach dem anderen überfliegt uns. Wir gehen zum „Groundhandeln“ zum Landeplatz. Schöner, laminar anstehender Wind. Perfekt. Nach ca. 2 Stunden Anstrengung- ja, das ist anstengend- gehen wir zum See „Lac de Annecy“ baden. Eine wunderbare Abkühlung. Danach versucht Sam noch einen Platz im Navette (Shuttel) zu bekommen. Er wird belohnt. Er bekommt einen wunderbaren Geburtstags-Sonnenuntergangs-Flug. Glücklich und zufrieden landet er gegen 21 Uhr und bekommt von mir noch ein kaltes Landebier gebracht. Jetzt haben wir beide Hunger. Nach längerem suchen bekommen wir auch noch etwas zu essen und ein leckeres Bierchen.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Navette auf den „Col de Forclaz“. Hier oben weht ebenfalls ein strammer Wind. Ich warte auf geeignete Bedingungen. Wir schauen uns die Tandems an. Wie an einer Perlenkette geht einer nach dem anderen raus. Kurz hinter dem Start geht es bestimmt 50 Meter senkrecht nach oben. Wie ein Fahrstuhl. Nach 5 Stunden warten hat sich an den Starbedingungen nichts geändert. Gerädert von der Sonne und hungrig fahre ich mit dem Navette wieder runter. Zu starten macht für mich keinen Sinn. Ich weiß genau, dass ich das nicht prickelnd finden würde, wenn ich mal eben 50 Meter Aufzug fahre. statt dessen gehe ich wieder ground handeln. Sam wartet noch weitere 2 Stunden und geht dann raus. Immer noch die gleichen Bedingungen am Start. Aber er wird wieder mit einem tollen Flug belohnt. Auch ich bin trotz Talfahrt mit Navette zufrieden. Obwohl mir ein bischen schlecht ist.
Die letzte Nacht in Annecy. Noch einmal im See baden und wir reisen Richtung Bern. Wir wollen noch „Röteli“ kaufen. Hier stellen wir etwas abseits das Auto ab und fahren mit dem Rad in die Innenstadt. Sehr viele Menschen sind unterwegs. Ein bischen rumlaufen und gucken, Toiletten aufsuchen, WLAN schnorren und Röteli kaufen. Weiter gehts kurz über die Deutsche Grenze. Tanken. Einkaufen. Zurück über den Rhein nach Frankreich. Es verschlägt uns nach Colmar. Hier finden wir ein ruhiges Plätzchen an einem Kanal. Aber wir sind nicht alleine. Mückenallarm. Der nächste Tag ist unglaublich warm. Unser Wassertank ist leer. Wir finden keinen geeigneten Brunnen. Aber unsere Wasserflaschen und unseren 10Liter Kanister können wir voll machen. Das reicht erstmal. Wir folgen einem anderen Kanal „La Lauch“ (lustiger Name)und finden dort unseren nächsten Nachtplatz. Fahrräder ab und nach Colmar Innenstadt. Was isst und trinkt man im Elsaß? Flammkuchen und Wein. Auf dem Rückweg ist es dunkel. Es ist der 13.7. Am 14.7. ist in Frankreich Nationalfeiertag. Einige Feuerwerke sind schon zu sehen. Kurzerhand holen wir noch eine Flasche Wein und unsere Stühle und setzten uns mitten auf ein Feld um uns das Feuerwerk anzuschauen. Gegen halb 1 ist dann auch Ende. Die Flasche ist leer und wir sind müde. Das war schön.
Wir wollen noch mal fliegen. Aber es findet sich kein geeigneter Platz. Irgendwie ist alles doof. Nach langem suchen und sehr warmen Temperaturen entscheiden wir uns Richtung Heimat zu fahren. Jolly muss noch zum TÜV und vorher in die Werkstatt. Auf dem Weg nach Hause fahren wir noch kurz bei Sams Oma vorbei. Die freut sich uns zu sehen. Und der Rest der Familie natürlich auch. Nach gut 9 Wochen…

Oben auf dem Bärgli – Almhütte (29.6- 5.7.)

Wir werden freundlich auf der Almhütte empfangen. Helmut und Elisabet sind fast fertig mit melken. Johannes (18) aus Mainz, der den Sommer dort oben als Aushilfe arbeitet, weist uns auf unserem Parkplatz ein. Wir begrüßen alle und sehen uns erstmal auf dem Hof um. Dabei lernen wir auch Johanna (60) aus München kennen, die den Sommer über in der Küche bzw. im Haushalt Elisabet unterstützen soll. Der Hof liegt am Fuße von einer Steilwand – die „Alpschelewand“. Start für wunderbaren Kletterrouten von einfach bis schwer. Das Klettergebiet Ueschene zieht jeden Sommer viele Kletterer hier hoch. Nach der anstregenden Klettertour ist bei Elisabet noch für das leibliche Wohl gesorgt. Sie betreiben neben der Almkäseproduktion auch ein Restaurant mit deftiger Küche. Außerdem sind Zimmer bzw. ein Bettenlager vorhanden. Bericht:
http://bergsteiger.de/touren/klettern/sportklettern-ueschene-bei-kandersteg

Das einzige was hier oben fehlt ist: Der Anschluss ans Stromnetz. Gemolken werden die 18 Kühe aber nicht mehr von Hand. Es gibt eine Melkmaschinen mit zwei tragbaren Melkgeschirren. Hierfür wird ein Dieselgenerator hinterm Haus angeschmissen. Das ist übrigens morgens gegen halb 5 bis ungefähr 7, vielleicht auch halb 8, je nach dem wie schnell Helmut und Johannes vorwärtskommen. Jetzt ratet mal wo unser Jolly stand? Richtig, beim Generator. 🙂 Das Wasser kommt aus einer Quelle am Berg, wird gefiltert und zum käsen bzw. im Haus verwendet. Hat übrigens ausgezeichnete Trinkwasserqualität. Erwärmt wird das Wasser mit einem Holzofen der einen Wasserspeicher beheizt.

Wir werden gleich zum Abendessen eingeladen, sitzen gemütlich zusammen und erzählen von unserer Tour. Dabei lernen wir Johannes etwas besser kennen. Johanna geht kurz nach dem Essen in ihre Hütte gegenüber dem Hof.
Die erste Nacht hier oben ist etwas ungewohnt unruig. Wir hören die ganze Nacht über das gebimmel der Kuhglocken aus dem Stall und von den Rindern auf den Wiesen rund herum. Ausserdem wartet man darauf dass der Generator angeht. Aber das gleichmäßige brummen bringt einen wieder in den Schlaf. Wir haben uns für halb 8 Uhr zum Frühstück verabredet. Der Tisch ist bereits gedeckt. Die Kühe dürfen auf die Weide. Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich schon, weil alle bereits seit fast 4 Stunden aktiv sind und wir haben schön bis 7 Uhr im Bett gelegen und geschlafen. Elisabet ist bereits mit dem Käsen beschäftigt. Nach dem Frühstück bekommen wir unsere erste Aufgabe. Neben den 18 Milchkühen sind auch 20 Rinder auf einer Weide direkt am Haus. Da es bisher ungewöhnlich trocken ist, ist auch der Boden für die Rinderklauen nicht so optimal, viel zu hart. Ein Rind hat sich verletzt und humpelt über die Wiese. Wir sollen es von den anderen Tieren trennen und in den Stall treiben. Eigentlich dürfte das kein Problem sein. Es ist sehr steil, deswegen ist noch mehr vorsicht geboten. Aber Sam und ich, wir alten Kuhflüsterer, bringen das Tier ganz entspannt ohne weiteres runter zum Stall. Das arme Tier hat „es Grippli“ und muss mit Antibiotika behandelt werden und bekommt jetzt täglich antibiotische Salbe. Es sind Bakterien die sich in eine Wunde an den Klauen setzen und dort eine schöne Entzündung hervorrufen. Da das ganze ansteckend ist, darf das Rind erstmal nicht mehr auf die Wiese zu den anderen Rindern.
Am Nachmittag kommen ein paar Gäste vorbei. Ich schaue zu wie die Speisen zubereitet werden und helfe beim Spülen und Abtrocknen. Dank des schönen Wetters kommen auch am Abend noch Gäste. Ich fühle mich in meiner neuen Rolle als Bedienung ganz gut. Bestellung aufnehmen, servieren, abräumen. Die Leute sind nett und Elisabet lobt mich viel. Sam hilft beim Spülen und später auch im Stall. Uns macht es bisher Spass.
Auch am Sonntag kommen wieder Gäste. Wir grillen hinter dem Haus und nebenbei bewirten Elisabet und ich die Gäste.  Am Nachmittag geht Sam fliegen. Johannes und Ich begleiten ihn. Johannes scheint sehr interessiert am fliegen zu sein. Wahrscheinlich hat er sich mittlerweile schon zum Kurs angemeldet 😉 Er ist auf jeden Fall sehr fit, macht Bergläufe und kennt sich sehr gut in der Bergwelt aus. So ein Gleitschirm würde gut zu ihm passen. Ab 16.30 ist wieder Stall angesagt. Stall vorbereiten. Kühe zusammen treiben. Jede Kuh hat ihren Platz. Melken. Das Milchvolumen jeder Kuh wird notiert. Kühe, deren Milch zum käsen nicht in Ordnung ist kommt in einen anderen Kessel. Wird entweder an die Kälber verfüttert, in der Küche gekocht oder weggeschüttet. Der Käse gelingt nur mit der besten Milch. Es gibt übrigens auch 3 Schweine hier oben auf dem Hof. Quasi die Müllabfuhr. Sie bekommen die Küchenabfälle. Aber Kartoffel- und Möhrenschalen mögen sie nicht. Ansonsten liegen sie den ganzen Tag in der Sonne. Man muss aufpassen dass sie keinen Sonnenbrand bekommen. 🙂

Es gibt immer was zu tun. Langweilig wird hier keinem. Heute wird Holz gemacht. Außerdem muss noch ein Weg ausgebessert werden, der im Winter von einer Lawine teilweise zerstört wurde. Ich soll mich im Haushalt etwas zurück halten. Dann sitze ich halt in der Sonne und schreibe Blog und lese etwas. Vielleicht räume ich auch mal in unserem Jolly etwas auf? Oder streichle (massiere) lieber Kühe und Katzen. Heute gehe ich auch mal mit in den Stall. Ich darf sogar melken. Ich bin zwar früher viel bei meinen Freundinnen auf deren Bauernhöfen gewesen, aber gemolken habe ich noch nie. Euter reinigen, von Hand anmelken, schauen ob die Milch in Ordnung ist, melken mit dem Melkgeschirr, zum Schluß noch was auf die Zitzen schmieren und die nächste Kuh ist dran. Ich hätte mir besser ein paar Gummistiefel und dreckige Sachen angezogen. Naja, jetzt ist es zu spät. Überall Kuhschei…:)

Der nächste Morgen ist anders. Johanna’s etwas seltsame Ansicht von Arbeit und allgemein der Dinge, führt häufig zu Unstimmigkeiten zwischen ihr und den anderen Hofbewohnern. Die Lage eskaliert, sie bricht Ihren Job hier oben ab und reist endgültig ab. Sie verlässt den Hof deutlich früher als abgemacht. Jetzt hat Elisabet ein Problem. Den Käse, der viel Zeit braucht und den kompletten Haushalt alleine stemmen, das wird schwer. Wir beschließen noch etwas zu bleiben und sie zu unterstützen. Wir haben ja Zeit und machen es gerne. Nach etwas telefonieren ist auch Ersatz für Johanna gefunden. Allerdings erst ab dem 14. Juli. Aber immerhin. Bis dahin: Frühstück, Mittag und Abendessen machen, Gäste bewirten, alles sauber halten, Spülen usw…

Am Vormittag gehen wir mit Helmut Rinder zählen und schauen ob noch weitere Rinder verletzt sind. Ausserdem müssen wir mal nach den Wasserstellen schauen. Viel Wasser kommt nämlich nicht mehr unten an. Die Wasserreserven sind angegriffen. Auf der steilen Wiese kommt plötzlich ein ca. 300-400 kg schwerer Stein auf uns zu gerollt. Zum Glück kommt er aber auf einem kleinen Plateau zum liegen. Man weiß nicht wo man hin rennen soll, weil er auf Grund seiner Form ständig die Richtung wechselt. Was hab ich Herzrasen. Das hätte gewaltig schief gehen können! Da sieht man mal, dass der Berg immer in Bewegung ist.  Helmut war früher Bergführer. Er ist hier oben zuhause. Kennt die Schönheit und die Tücken. Er erzählt uns viel über die Berge rundherum. Er kennt fast jede Blume und weiß sehr viel über die Natur. Wisst ihr wie unglaublich gut „Männertreu“ richt? Ich weiß es jetzt und werde es nie vergessen. Wir bekommen hier oben einen wahnsinns Blick auf die äußere Üschene, den Oeschienensee, Blümlisalphorn und natürlich auf den Hof.

Am Nachmittag  versuchen wir es noch mal mit Paragliden. Diesmal gehe ich mit. Wir haben Nullwind. Wir starten auf einem alten Lawinenfeld. Ich muss viel laufen und komme sehr tief raus. Dabei streife ich noch mit meinem Protektor einen Zaun. Der mich aber Gott sei Dank fliegen lässt. Das war dann heute die zweite Portion Glück.  Eine ruhiger aber kurzer Flug und eine sanfte Landung. Elisabet war heute einkaufen und nimmt uns wieder mit Hoch auf den Berg. Den Abend lassen wir mit Fondue und Wein ausklingen. Dabei erzählt uns Helmut die ein oder andere Geschichte aus seinem spannenden Leben. Nach seiner Tätigkeit als Bergführer hat Helmut Bergbahnen installiert. Auch aus dieser Zeit berichtet er von interessanten Projekten. Elisabet hat ebenfalls viele lustige und ernste Geschichten zu erzählen. Wir lernen viel von den Beiden.

Wenn schlechtes Wetter ist, kann man bei Tage trotzdem nicht viel sehen. Keine 10 m weit lässt einen der Nebel blicken. Und mal eben Licht anmachen geht nicht. Gewitter ist ebenfalls nicht so lustig hier oben. Gespenstisch sind die Nebelschwaden die den Berg hoch ziehen. Dafür kann man in der Nacht bei klarem Himmel einen tollen Sternenhimmel bewundern. Oder Wetterleuchten in der Ferne ist auch ein toller Anblick. Ansonsten sieht man nachts die Hand vor Augen nicht. Diese Dunkelheit kennen wir von zu Hause nicht. Einen Abend bekommen wir ein Naturspektakel zu sehen: Alpenglühen. Nach wenigen Minuten auch wieder verschwunden. Die Berge sind so rot, dass man meint, sie brennen.

Fast eine Woche hier. Zeit für uns weiter zu ziehen. Das Wetter zeigt sich heute von seiner nicht so schönen Seite. Aber der Regen ist wichtig. Sehr sogar. Eigentlich wollten wir heute noch den Klettersteig an der Almenalpbahn machen. Bei Regen und Gewitter keine so gute Idee im Felsen am Metall zu hängen. Ein großer Blitzableiter. Wir waren nicht zum letzten Mal hier. Ganz bestimmt. Beladen mit einer großen Portion Alp-und Hobelkäse verlassen wir den liebgwonnenen Ort mit den liebgewonnen Menschen.

Fazit: Es sind nicht viele spektakuläre Dinge passiert. Aber das Gesehene, das Gefühlte, das Gehörte, das Gerochene, das Gespürte, das Zwischenmenschliche, einfach das Erlebte. Für immer unvergesslich. Und schwierig in Worte zu fassen. Tolle Menschen, die nicht viel über uns wissen, aber uns in der kurzen Zeit als Menschen ins Herz geschlossen haben. Und umgekehrt. So etwas tut einfach gut. Eine Woche für die Seele. Danke

Sehnsucht nach schweizer Bergen (26.6.-29.6.)

Wir haben schon so oft gesagt: Wenn wir nach Grindelwald oder sonst wo in die Schweiz fahren, müssen wir mal an Schaffhausen vorbei. Es hat nie geklappt. Auch im April nicht. Aber jetzt! In Schaffhausen gibt es den Rheinfall zu bewundern. Einer der größten Wasserfälle Europas. Vom Schloß Laufen aus, wo wir auch kostenlos geparkt haben, können wir runter an die Aussichtsplattformen. Da es schon Abend ist, ist es sogar möglich ohne Ticket auf die Plattform zu kommen. Kostet sonst 5 Franken pro Person. Was uns dort geboten wird, ist gewaltig. Diese Wassermassen, die die Felsstufen runterstürzen, sind einfach unglaublich und beeindruckend. Das ist etwas, was man mal gesehen haben sollte. Wir bleiben und genießen dieses Naturwunder im Sonnenuntergang bis es dunkel ist. Man kann sich die Rheinfälle noch aus einer anderen Perspektive anschauen. Das machen wir dann am nächsten Tag. Eine kleine Wanderung über eine Brücke auf die andere Rheinseite und es erwartet uns ein toller Blick auf das Schloß Laufen und den Rheinfall. Hier bin ich als kleines Kind mal gewesen. An diese Aussicht kann ich mich erinnern. Aber: beeindruckender ist das ganze schon eher, wenn man direkt daneben steht (Tipp: Vom Schloß aus auf die Plattformen).

Als wir im April in der Schweiz unterwegs waren, sind wir einen Abend bei Helmut uns Elisabet in Fruttigen im Kandertal gewesen. Sam kennt die beiden über Bruno. Kandertal? Richtig, das hat Sam auch schon auf seinem Flug am 20.04. (Es fliegt wie Sau!) mit dem Gleitschirm von Grindelwald aus besucht. Ich wollte schon immer mal auf so eine Almhütte. Also haben wir an dem Abend beide gefragt ob wir im Sommer mal hoch kommen dürfen. Aber sicher! war die Antwort. Per WhatsApp fragen wir ob und wann wir kommen dürfen? Gerne am Freitag. Jippi! Heute ist Mittwoch. Dann fahren wir doch schon mal in die uns bekannte Gegend und gehen dort noch mal fliegen.
In Interlaken entschließen wir uns das Deutschlandspiel gegen Südkorea zu schauen. Hier sitzen wir mit anderen Deutschen und Südkoreanern (es wimmelt in dieser Gegend nur so von Asiaten, Winter wie Sommer) gemeinsam beim Public Viewing in der Sonne. Dieses Spiel gewinnt Südkorea mit 2:0. Ist das bitter. Aber es sei den Südkoreanern gegönnt. Obwohl sie auch aus der WM ausscheiden, freuen sie sich wie die verrückten über den Sieg. Deutschland ist somit raus. Wir radeln zurück zu unserem Jolly, den wir am Thuner See stehen gelassen haben. Erst mal Abkühlen. Der See ist zum Glück nicht mehr so kalt wie im April. Heute Nacht schlafen wir am Seilpark bei Wilderswil und morgen gehts nach Grindelwald. Endlich mal im Sommer. Bisher kennen wir die Umgebung nur mit Schnee bzw. am Frühlingsanfang.
Parken (parkieren) ist in der Schweiz ja so eine Sache, aber in Grindelwald kennen wir uns ja bestens aus. Kostenfrei parken können wir an der Gletscherschlucht am unteren Grindelwaldgletscher. Hier kann man die Schlucht begehen. Würde ich auch gerne machen, aber ehrlich gesagt ist mir der Eintritt mit 19 Franken pro Person einfach zu teuer. Vielleicht irgendwann mal, wenn auch wieder Geld rein kommt. Das Wetter heute ist leider nicht so optimal zum fliegen. Also wandern wir von hier aus zum oberen Gletscher zum Restaurant Milchbach. Von dort bekommen wir eine tolle Aussicht auf das was der Gletscher einst geformt hat. Den Gletscher selber bekommen wir nicht zu sehen. Dieser hat in den letzten Jahren, wie viele andere auch, ziemlich an Masse verloren. Leider. Wir entdecken auf der gegenüberliegenden Felsseite Wanderer. Hoch oben folgen sie einem Apinen Wanderweg. Da muss es zur Glecksteinhütte gehen. Alles klar. Ziel für den nächsten Tag steht.

Der Freitag bringt bestes Flugwetter. Zudem auch nur etwas Nord(Wind). Also dürfen unsere Paraglidingrucksäcke mit zur Glecksteinhütte. Wir gehen früh vom oberen Gletscherparkplatz los, damit wir den Tag nutzen bzw. das Wetter besser einschätzen können. Ausserdem nimmt im Laufe des Tages der Talwind zu und das Landen auf dem Landplatz ist dann etwas anspruchsvoller. Vorbei an Kuhwiesen, über Schneefelder hinauf an steilen Hängen (was ich mit meinem dicken Rucksack nicht so prickelnd finde). Die Aussicht ist fantastisch. Aber mein Kopf macht heute nicht mit. Wieso habe ich auf einmal Angst? Sehr langsam komme ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken vorwärts. Immer ganz nah am Felsen. Sam kann das nicht verstehen. So kennt er mich nicht. Aber er bleibt bei mir und versucht mich zu beruhigen und abzulenken. Mit Erfolg. Ich frage mich auch selber wieso ich mich jetzt so anstelle? Das habe ich sonst noch nie gehabt. Werde ich alt? Der Weg ist mittlerweile nicht mehr so steil, etwas breiter und man hat einen wunderbaren Blick über das Tal. Überall sind Blumen. Vogelgezwitscher. Insekten. Angenehme Temperaturen. Wasserfälle. Und endlich der Gletscher in Sicht, oder was davon noch da ist. Nach 3,5 Stunden haben wir die Glecksteinhütte erreicht. Hier haben wir einen tollen Ausblick auf den Gletscher, der auch jetzt wieder in Bewegung ist. Es knackt und dann bricht ein großes Stück Eis ab und stürzt mit lautem Getöse in die Tiefe. Beeindruckend. Auch die Sicht ins Tal ist fantastisch. Wir gönnen uns eine Suppe, bevor wir zum Stratplatz gehen und uns fürs Fliegen vorbereiten. Der Wind steht optimal an.
In steilem, unebenen Gelände sollte der Start gut funktionieren. Irgendwie habe ich mir in letzter Zeit ein zu zaghaftes Anbremsen beim Start angewöhnt. Nach der Aufziehphase kommt der Schirm über den Piloten und muss angebremst werden damit er nicht vorschießt und eventuell einklappt. Mein Schirm kommt gut hoch, aber ich bremse nicht genug an, schaffe dann aber verzögert noch den Schirm zu bremsen und zu kontrollieren. Alles gut gegangen. Alles auf Video und am Abend erstmal den Start analysieren. Es erwartet mich ein butterweicher Flug aus der Gletscheschlucht hinaus. Was ein Wahnsinnsausblick. Auch hier habe ich zuerst wieder meine Körperstreßsymptome wie ich sie in Andelsbuch unter der Wolke hatte. Unterarme taub. Kribbeln im Bauch. Aber alles ist gut und die Symptome lassen auch wieder nach. Außerdem ist Sam in meiner unmittelbaren Nähe. Den Flug genießen wir und müssen bei bereits gut anstehendem Talwind landen. Kein Problem. Das war toll. Bisher der schönste Flug den ich hatte. Und eine wirklich tolle Wanderung.

Jetzt unseren Jolly holen und ab zu Helmut und Elisabet. Aber wir haben ganz schön viel geschwitzt. Noch mal kurz in den Thuner See hüpfen und dann ins Kandertal. Am Ende von Kandersteg wartet wieder eine kleine Passtrasse auf uns. Hier geht es hoch zur Alm. Anfangs geteert, nachher Schotterweg. Es war die letzten Wochen sehr trocken und wir ziehen eine riesige Staubwolke hinter uns her. Der arme Mountainbiker den wir überholen leidet jetzt vermutlich an einer Staublunge. Einige Kurven und Steigung später erreichen wir den Hof von Helmut und Elisabet. Hier werden wir freundlich empfangen.

Fliegen Andelsbuch- Bregenzer Wald- Österreich (21.6.- 26.6)

Vom Comer See führt unser Weg nach Andelsbuch über den Splügenpass in die Schweiz. Ist aber schon recht schnell wieder zu Ende bzw Unterbrochen. Eine Straßensperre macht ein weiterkommen erst ab 12 Uhr möglich. Jetzt ist es 10 Uhr. Mitten auf dem Pass müssen wir anhalten, da Straßenarbeiten wegen eines Geröllrutsches andauern. Passieren nur von 6-8 Uhr, 12-14 Uhr und irgendwann Abends noch mal möglich. Da haben wir mit unseren 2 Stunden noch mal Glück. Jolly hat Pause und wir gehen zum Zeitvertreib ein Stück abseits an den Torrente Liro(Fluß). Schuhe aus. Füße ins Wasser. Herrlich kühl. Wir klettern ein wenig auf den Steinen rum. Dann ist leider eine Hose etwas nass, aber bei dem Wetter nicht weiter tragisch 🙂 Kurz vor 12 Uhr. Gleich gehts weiter. Ab zum Jolly. Schnell noch was essen und trinken und ab geht die wilde Fahrt.

Pass fahren ist immer eine spannende Angelegenheit mit dem dicken Jolly. Vor allem dieser Pass. Sehr enge Haarnadelkurven mit einem Gefährt von knapp 6 Metern Länge, geht am einfachsten im Team. Ich gucke in Rechtskurven ob frei ist und Sam holt aus. Manchmal kommen wir nicht in einem rum und müssen noch mal zurück setzen. So zieht sich das. Die Schlange hinter uns wird immer länger. Zudem kann man der Tanknadel beim Fallen zuschauen. Und mal wieder ist der Tank nicht wirklich voll, noch nicht mal halb voll. Das ist ja wieder was für mich. Irgendwann kommen Tunnel hinzu. Auf einem alten, schmutzigen Schild steht was von 2,30 Meter Höhenbegrenzung. Durch das Solar sind wir bestimmt bei 2.60 Meter. Werden wir es schaffen? Fahren wir gleich Cabrio? Oder müssen wir auf der engen Passstrasse umdrehen und alles wieder zurück fahren? Nein! Müssen wir nicht. Ich vermute, dass das Schild 2.80 heißen sollte. Auf jeden Fall haben wir genug Platz und werden am Ende belohnt. Oben angekommen erscheint ein Plateau mit dem Lago di Montespluga. Überall Blumen, ein Türkisfarbener See, blauer Himmel. Uns bleiben die Münder offen stehen. Kurz anhalten, Aussicht genießen, ein Paar Bilder machen und weiter. Vor uns die Schweizer Grenze. Wo ein Pass rauf führt, führt er auch irgendwann wieder runter. Es eröffnet sich ein weiter Blick. Hohe Berge, tiefe Täler, blauer Himmel, alles grün und glasklare, türkisfarbene Flüße. Uns bleibt wieder der Mund offen stehen. Gewaltigst! Das ist die Schweiz. Wie gemalt. Nicht weit von hier entspring übrigens der Rhein aus seiner Quelle.

Endlich wieder Autobahn fahren. Eine ganze Zeit lang fahren wir am Rhein entlang (Hinterrhein). Irgendwann hinter Lichtenstein biegen wir rechts ab nach Österreich und fahren dort nach Schwarzach bei Dornbirn, am Bregenzer Wald. Hier treffen wir Karl und Jakob, Freunde von Sam aus Köln. Die, mit denen wir fliegen gehen wollen. Die beiden sind bereits 2 Tage vor Ort und haben sich einen schönen Platz am Fluß gesucht. Einmal Abkühlung bitte, denn es ist immer noch sehr heiß. Der Fluß ist erquickend. Anstelle von Mücken haben wir jetzt übigens Stubenfliegen im Jolly. Und nicht nur 2. Nein! Bestimmt 30-40 Stück oder mehr! Die finden es total gut sich morgens früh, sobald es hell wird, aufs Gesicht zu setzen. Arrrrgh! Und raus bekommt man sie auch nicht. Da sie uns nicht verlassen wollen bekommen sie halt Namen: Olaf, Günther, Puck, Otto, Horst…
Nach gemeinsamen Essen, Trinken und Zeitvertreiben wie Boule spielen oder Uno, kommt die Kaltfront mit Regen. Am nächsten Morgen hat es deutlich abgekühlt. Endlich noch mal meine normale Bettdecke und man muss sogar eine Jacke anziehen! Wir fahren nach Andelsbuch zum paragliden. Am Startplatz „Niedere“ sind wir nicht alleine. Auch in der Luft herrscht reges treiben. Es ist Wochenende. Hier oben auf 1700 Metern ist es echt kalt. Gut, dass wir immer die dicken Jacken zum Fliegen dabei haben. Ich schaue mir das Gewimmel eine ganze Zeit lang vom Startplatz aus an. Irgendwann ist mir dann so kalt, dass ich beschließe runter zu fliegen. Die anderen drei kommen zwischendurch mal Toplanden, weil ihnen zu kalt ist und die Blase drückt. Unten angekommen ist es deutlich wärmer. Hier bleib ich. Schön nen Cappuchino trinken und was in der Sonne lesen. Irgendwann bekomme ich dann wieder Gesellschaft. Die drei trudeln nach Aussenlandungen, nacheinander am Parkplatz ein. Wir beschließen einen neuen Nachtplatz aufzusuchen. Irgendwo in einer Senke, neben einer Scheune, versteckt am Waldrand, Blick auf die Berge, umgeben von grünen Wiesen (der Weg dahin war steil und nur aus Schotter. Hoffentlich kommen wir da wieder hoch morgen?) Hier grillen wir und lassen es uns gut gehen. Am Morgen werden wir durch unsere lieben Fliegen und einer Motorsäge geweckt. Wir frühstücken in der Sonne. Zum ersten mal in meinem Leben finde ich etwas, wonach ich schon immer gesucht habe: ein vierblättriges Kleeblatt! Also wenn das kein Zeichen ist? Heute gehen wir zur Abwechslung wieder paragliden 😉 Zum Glück kommt der dicke Jolly mit ausreichend Anlauf den Berg hoch. Die Herren haben Spaß in der Luft und ich begnüge mich nach meinem Flug wieder mit meinem Buch in der Sonne. Alle sind zufrieden.

Heute spielt Deutschland in der WM-Vorrunde gegen Schweden. Wir vier gehen in den Ort um in einer Kneipe das Spiel zu sehen. Auch hier fällt wieder einmal auf: die Österreicher sind nicht wirklich auf der Seite ihrer lieben Nachbarn und freuen sich total als Schweden ein Tor schießt. Deutschland gewinnt in einem nervenaufreibenden Spiel mit 2:1.
In dieser Nacht bleiben wir mit den Autos am Landeplatz. Liebevoll geweckt (auf dem Gesicht sitzend) werden wir wieder von unseren lieben Mitbewohnern: Olaf, Günther und wie sie alle heißen. Am Landeplatz in Andelsbuch auf dem Parkplatz der Bergbahnen darf man offiziell stehen. Die Toiletten an der Liftstation sind die ganze Nacht geöffnet und super sauber. Gegen halb 9 kommt dann nur ein freundlicher Herr der 6 Euro für das Auto und 2 Euro pro Person kassiert. Sprich 10 Euro pro Nacht und ne saubere Toilette. Vollkommen okay. Zahlen wir gerne. Heute fahren wir mal nicht mit dem Lift. Sam und ich müssen uns noch mal was bewegen. Wir gehen hoch. Nach 1:55 Stunden haben wir es geschafft. Karl und Jakob haben unsere Wanderroute aus der Luft verfolgt. Dies ist jetzt mein erster längerer Flug. Das Wochenende ist vorbei. In der Luft ist nicht so viel Verkehr und die Bedingungen sind auch super für mich. Ich bin mega stolz. Endlich. 🙂

Karl hat von den Tagen ein Video geschnitten und hochgeladen. Viel Spaß beim ansehen.

Leider müssen wir uns heute Abend von Karl und Jakob verabschieden. Die Arbeit ruft, bzw Jakob möchte noch weiter in die Schweiz. Aber wen haben wir denn da? Daniel, den wir 3 Wochen zuvor in Sillian bei BlueSky getroffen haben und der mit Sam und Karl das Sicherheitstraining in Annecy gemacht hat. Kleine Welt. Daniel gibt zudem noch Teresa aus Ulm bescheid (siehe Fliegen mit Freunden ), die sich ganz in der Nähe befindet. Karl und Jakob gehen. Leider. Daniel und Teresa kommen. Erstmal ein Willkommensbier. Oder 2, oder 3. Irgendwann beginnt es zu tröpfeln. Wir setzen uns noch in unseren Jolly, trinken noch ein Bier und dann lösen wir unsere neue Runde auf. Ist ja auch schon spät.
Der nächste Morgen beginnt mit Regen. Das zieht sich bis zum Mittag. Um die Wartzeit optimal zu nutzen, schneidet Teresa Sam die Haare. Mit einer ausgemusterten Schere und einem rosa Kamm geht es an die viel zu lang gewordene Mähne. Vielen lieben Dank, Teresa! Interessierte Zuschauer gibt es natürlich auch. Liegt wahrscheinlich an der grünen Mülltüte, die als Umhang dient. Dann kommt die Sonne zurück. Sam und ich gehen wieder zu Fuß und sind sogar 10 min schneller als am Vortag. Oben treffen wir auf Teresa und Daniel. Leider ist kurz zuvor ein Unfall passiert, wobei die Beiden Zeugen und auch Ersthelfer waren. Einen missglückten Start muss ein Holländer leider mit einem gebrochenem Fuß bezahlen. Auch so kann es gehen. Wir gönnen uns noch einen Moment um das zu verarbeiten und dann gehen wir alle vier raus. Mein zweiter längerer Flug. Hier lerne ich auch zum ersten Mal die Energie einer Wolke kennen. Aufgrund von Horrorgeschichten anderen Fliegermädels, bekomme ich leicht Stress und lege sofort die Ohren meines Gleitschirms an, um Höhe zu verlieren. Leider sagt mein Vario mir was anderes. Immer noch steigen. Ich ziehe die Leinen noch mal nach, um die Ohren zu vergrößern und stehe voll im Beschleuniger. Meine Unterarme beginnen taub zu werden. Mein Bauch kribbelt und meine Oberlippe ebenfalls. Ich habe Stress. Großen Stress. Zum Glück habe ich den Rand der Wolke fast erreicht. Über mir ist ja auch noch ausreichend Abstand zur Wolke. Aber das Wissen, wenn ich in der Wolke bin, keine Orientierung mehr zu haben, macht mir Angst. Endlich beginne ich zu sinken. Die Ohren halte ich noch etwas. Die Streßsymptome lassen nach. Okay, hab ich das auch mal erlebt. Krass, wie mein Körper reagiert hat. Weiß ich für das nächste Mal bescheid. War doch eigentlich nicht so schlimm. Eigentlich alles unter Kontrolle und richtig gemacht. Zurück auf dem Boden trinken wir noch ein gemeinames Landebier bzw. Landeradler und dann verabschieden wir uns auch wieder von den beiden.

Wieder alleine. Die Nacht verbringen wir am Sportlatz in Andelsbuch. Als wir am Morgen los fahren wollen passiert das, was schon längst überfällig war. Ich habe vergessen die Schranktüre zu zumachen. Hier drin befindet (oder befand) sich unser Geschirr und die Gläser. Ein ohrenbetäubender Krach. Jetzt ist ALLES kaputt. Eigentlich sind nur 3 Teller und 3 Gläser kaputt. Die guten Weingläser! Hat sich schlimmer angehört als es war. Trotzdem herrscht schlechte Stimmung. Ich bin tierisch sauer auf mich selbst. Die Lust auf Fliegen ist vergangen. Wir verlassen Andelsbuch. Auf dem Weg an den Bodensee, machen wir halt an einer Tankstelle, um unseren Jolly einmal auszusaugen. Meistens sind wir nämlich barfuß im Auto unterwegs. Bock auf Glas- oder Porzellansplitter im Fuß haben wir nicht. Bis wir am Bodensee ankommen, ist die schlechte Laune so gut wie weg. Mit dem Rad fahren wir an den See. Chillen. Baden. Sonnen. Noch schnell Kaffee und Kuchen am Jolly und weiter gehts nach Schaffhausen, Schweiz.

Ciao Bella, Bella Italia (11.6-21.6.)

Vom viel zu überlaufenen Pragser Wildsee, wo uns einfach zu viele Menschen rumspringen, geht es nach Norditalien. Wir nehmen Kurs auf Belluno, da kann man super fliegen, da geht es immer. Über Cortina (hier waren wir ja schon mal) geht es Richtung Belluno. Je südlicher wir kommen um so wärmer und schwüler wird es. Puh, da muss sich der Körper erst mal dran gewöhnen. Wir schauen uns den Landeplatz in Belluno an. Aber das Wetter sagt, das gibt heute keinen mehr. Eine dicke Gewitterfront ist im anmarsch. Es schüttet. Es windet. Es blitzt und donnert. Bis das Unwettervorbei ist, stehen wir auf einem McDonalds Parkplatz und schnorren WLAN. Letztendlich entschließen wir uns weiter Richtung Bassano zu fahren. DAS Gleitschirmmekka. Unser Nachtplatz liegt am Lago di Corlo bei Arsié, ein kleiner Touristenfreier Ort, mit ganz vielen Glühwürmchen. Am folgenden Morgen hören wir ab 9 Uhr ein Dauergrollen. Das klingt nicht gut. Die Wetterprognose sagt: Eine Kaltfront ist im anmarsch. Schon wieder Gewitter. Dieses entlädt sich auch bald mit Starkregen und größeren Hagelkörnern. Ich habe Angst. Gewitter in den Ausmaßen finde ich schrecklich. Wir suchen Schutz unter einem Baum, sonst gibts vielleicht unschöne Dellen und vielleicht finden die Solarpanel es auch nicht so lustig. Zudem sieht man kaum etwas von der Straße. Wir sind mit dieser super Idee auch nicht die Einzigen. Viele suchen Schutz. Abwarten bis es durch ist. Auch für Bassano ist in den nächsten Tagen Shitwetter angesagt. Der Himmel vor uns verrät auch bereits die nächsten nahenden Unwetter.

Dann halt noch südlicher, ans Meer. Über Landstraße geht es Richtung Rimini, entlang der Adriaküste. Ein Kreisverkehr jagt den nächsten. Um unser Budget zu schonen meiden wir die in Italien kostenpflichtigen Autobahnen. Dann dauert es halt 1-2 Stunden länger. Aber egal. Einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz finden wir dank Park4Night(App) in Cervia/Pinarella. Schnell an den Strand radeln und im Meer abkühlen. Aber wo kann man hier denn sein Handtuch auslegen? Überall Sonnenliegen und Sonnenschirme in Reih und Glied. Soweit das Auge reicht. Unser großes Handtuch findet dann nach einigen Metern gehen eine Stelle wo man „frei“ liegen darf. Ein ca 50m breiter Strandabschnitt ist für Menschen wie uns gedacht. Wow, so viel. Egal. Schön abkühlen, eine kalte Dose Bier genießen und etwas sonnen. Danach an den Strandsanitäranlagen eine wunderbare Dusche und alles ist wieder gut. Bis es wieder mal gewittert (Irgendwie verfolgen die Gewitter uns). Abends schauen wir uns noch ein wenig die Promenade an. Am nächsten Tag versuchen wir es noch einmal mit Strand. Wir wissen ja jetzt wo wir liegen dürfen. Gegen 14.30 sagen uns die dunklen Wolkentürme, dass wir den Strand vielleicht besser verlassen sollten. Schön duschen und ab zum Jolly. Gewitter abwarten und die Überlegung weiter zu fahren. Wir bleiben selten länger als eine Nacht an einem Ort.

Es geht nach Bologna. Auf dem Weg über Landstraße sehen wir jede Menge Flamingos, Fasane, Tomaten- und Pfirsichplantagen. Herrlich. Wir parken etwas ausserhalb von Bologna. und gehen zu Fuß in die Innenstadt. Eine sehr schöne Altstadt, alte Gebäude, (Kirch)Türme, Mauern, Restaurants in denen der Schinken von der Decke hängt (Prosciutteria). Sehr hübsch. In der Nacht regnet es viel und Stark. Es freut sich die Natur.

Weiter geht es in den Apennin, eine Gebirgskette in Mittelitalien, von Südost nach Nordwest verlaufend. Vielleicht ist es dort nicht ganz so warm. Von Philipp aus Köln haben wir die Gegend empfohlen bekommen. Wir suchen uns den Montfestino aus, hier kann man auch wieder Gleitschirmfliegen. Bei Serramazzione finden wir einen Platz für die Nacht. Da es auch hier in der letzten Nacht ordentlich geregnet hat, erleben wir beim befahren des unbefestigten Parkplatzes eine tolle Überraschung. Unser dicker Jolly beginnt zu rutschen. Und Schwups! Wir stecken im Schlamm fest. Großartig! Wirklich! Ich bin mal wieder voll begeistert. Da an diesem schönen Wanderparktplatz keine Menschenseele ist und das nächste Haus unbewohnt ist, müssen wir wohl selber klar kommen. Steine und Holz sammeln- unterlegen- schieben- vorwärts- rückwärts- vorwärts- rückwärts- schieben- vorwärts- rückwärts- vorwärts- rückwärts- schieben. Endlich ist er frei! Eine gute Stunde haben wir gebraucht und Gott sei dank ein Happy End. Was ne Aufegung. Jolly bekommt einen Parkplatz. Etwas Höher, auf dem befestigten Teil des Parkplatzes. Beim Erkunden der Gegend machen wir eine kleine ausgewiesene Tour zur Cascade di Bucamente, Wasserfälle mit hohem Mineralgehalt. Ziemlich versteckt im Wald gelegen. Der Weg ist ebenfalls, wie der Parkplatz, eine schlammige Angelegenheit. Da unsere Schuhe eh versaut sind, ist das nicht weiter tragisch. Nach über einer Stunde rumlaufen erstmal chillen. Sam sagt: ich soll mich nicht immer so aufregen wegen sowas, war doch kein Problem! Ach so! War es nicht? Darauf ertsmal ne Flasche Wein. Sind ja schließlich in Italien. Wir packen unseren Grill aus und zaubern uns ein feines Abendessen. Dazu natürlich Wein. Hin und wieder fährt dann doch ein Auto an uns vorbei. Ich grüße freundlich mit meinem Glas Wein. Und bekomme freundliches Winken zurück. Beim Frühstück sieht es ähnlich aus. Vorbeifahrende Autos grüßen, wir grüßen mit unseren Kaffeetassen zurück. Nette Menschen hier. Heute passt das Wetter. Wir wandern mit unseren Gleitschirmen den schlammigen Berg hoch und wollen fliegen. Den Landeplatz hatten wir uns am Tag zuvor angeschaut und für riskant erklärt. Je nach Windrichtung ist er im Lee und das ist fast immer der Fall. Sam geht trotzdem raus und hat einen wunderbaren Flug. Ich schaue mir das ganze ein wenig an. Nach einer Toplandung oben bei mir, entschließt sich Sam ein weiteres mal rauszugehen und säuft regelrecht ab. Er muss unten landen und wählt den offiziellen, von uns für riskant erklärten Landeplatz und hat echt Mühe heil auf den Boden zu kommen. Es folgt der Funkspruch: Du fliegst nicht! Bzw. du landest nicht hier! Viel zu gefährlich! Okay, dann geh ich wieder zum Jolly. Ich schlittere also den Berg mit meinem dicken Rucksack wieder runter und Sam kommt vom Landplatz hoch. Wir duschen noch mal mit unserer Outdoordusche, füllen anschließend den Wassertank wieder komplett auf und machen uns auf die Reise nach Sestola, etwas weiter westlich, am Monte Simone. Einer der höchsten Berge in dem Apennin.

Über schreckliche, enge, kaputte und steile Straßen kommen wir dann nach Fanano, wo wir die Nacht verbringen. Das Brot was wir zum Frühstück kaufen ist ein Mehl-Wassergemisch. Das hätte ich selber wahrscheinlich besser hinbekommen. Egal. Es dient als Unterlage für Wurst, Käse und Nutella. Von Sestola aus geht es auf den Piana de Falco über einen moderaten Wanderweg. 2 Stunden schwitzen obwohl es sich gar nicht so warm anfühlt. Oben erwartet uns ein super Startplatz (startbar in alle Richtungen) wo wir beide auch optimal rauskommen. Der Landeplatz liegt zwar nicht im Lee wie der letzte ist allerdings etwas uneben. Sam bekommt die Thermik nicht so richtig und muss landen gehen. Ich will die Thermik nicht und gehe landen. Leider bedenke ich nicht die Unebenheit des Landplatzes und bekomme beim „Abachtern“ Schwierigkeiten und lande letztendlich mit Rücken/Seitenwind. Zum Glück hab ich gute Beine die laufen können. Scheiß Landung, aber nix passiert.

Genug von diesem Inland. Wir wollen wieder ans Meer. Kurvige Straßen führen uns nach Lucca. In Viareggio versuchen wir an den Strand zu kommen, was aber durch die Promenade und Restaurants nicht so einfach ist. Über den Hafen haben wir dann doch die Möglichkeit unsere kalten Dosen Bier am Strand bei Sonnenuntergang zu trinken. Herrlich. Die Schwierigkeit einen „freien“ Strand zu finden bewegt uns dazu ein Stückchen nördlicher nach Massa zu fahren. Ähnlich schwieriges Unternehmen wie an der Ostküste. Google Earth sei dank, können wir freie Strandabschnitte finden. Parkplatz suchen und ab an den Strand. Auch an diesem freien Strand sind wir nicht alleine. Handtuch an Handtuch liegen wir im Sand und bruzzeln in der Sonne. Das Wasser allerding ist toll. Um 5 Uhr spielt Deustchland in der WM-Vorrunde gegen Mexico. Das wollen wir uns angucken und gehen gegen halb 5 duschen und auf die Suche nach einer Bar, die das Spiel überträgt. Gesucht. Gefunden. Mit uns nur wenige deutsche Fußballbegeisterte. Generell begegnen uns hier nur sehr wenig Deutsche. Nicht wie am Gardasee. Die erste Heilbzeit ist zu Ende, Deutschland liegt 0:1 zurück. Bei dem Tor der Mexikaner jubeln alle Italianer und freuen sich bei jeder Torchance. Ich bin etwas erschrocken wie wenig das Ausland den deutschen Fußball leiden kann. (Vorweg: Das werden wir auch noch bei den anderen beiden Spielen gewahr) zu Beginn der Zweiten Halbzeit, macht der Wirt einfach den Fernseher aus und räumt diesen rein. Okaaaayyyy….schnell austrinken, bezahlen und im WLAN des gleichen Lokals den Liveticker checken. Heute gibt es leider kein Happy End für den deutschen Fußball.

Bye Bye Mittelmeer. Wir fahren Richtung Parma. Dieses Mal gönnen wir uns mal ein bischen Autobahn. Keinen Bock auf Kurvenstraßen heute und es ist schon spät. Ein schöner Parkplatz bei Fornovo di Taro, diekt am Fluß, lädt uns zum Übernachten und Verweilen ein. Die Temperaturen hier sind auch zum Aushalten. Blog schreiben, Elektrik basteln, lesen. Ganz entspannt. In Parma selbst geht es mit dem Rad in die Innenstadt. Ähnlich wie Bologna hat Parma viele Kirchen/Türme, Mauern, alte Gebäude und natürlich Prosciutterias wo der Parmaschinken von der Decke hängt. In dieser Nacht in Parma, müssen wir zum ersten Mal den Stellplatz wechseln, da eine Gruppe Jugendlicher nicht weit von uns einen riesen Lärm/Party veranstaltet. Ebenfalls in dieser Nacht fallen die Mücken über mich her. Komplett zerstochen mit riesen Beulen an Beinen und Armen , kratze ich mich von nun an den ganzen Tag und die ganze Nacht. Es juckt wie blöde.

Über Mailand, welches wir uns nicht anschauen, weil wir genug von Menschen und Hitze haben, fahren wir an den Lago di Como. Eigentlich wollen wir schwimmen und uns abkühlen. Finden auch einen tollen Parkplatz direkt am südlichen Ende des Sees, bei Como. Aber irgendwie ist hier keine Möglichkeit ins Wasser zu gehen. Egal. Wir bleiben trotzdem hier und schauen uns Como an. Kleines hübsches Städtchen mit jeder Menge Leben. Es ist immer noch sehr warm und die Mücken finden mich auch immer noch sehr attraktiv. Leider. Zerstochen und verschwitzt, fahren wir über die Westküste des Comer Sees nach Norden in den kleinen Ort Cravedona. Hier haben wir die Möglichkeit schwimmen zu gehen. Direkt an einer Kirche parken wir unseren Jolly und finden hinter dieser Kirche einen Mini-Strand. Ob man hier Baden darf? Direkt an der Kirche? Wir liegen im Schatten der Bäume und gehen schwimmen. Ein Traum. Und niemand stört uns. Am Abend zaubern wir uns wieder mal ein feines Abendessen vom Grill. Auf einmal beginnt sich der Parkplatz zu füllen. Die Glocken läuten und läuten. Ein Konzert in der Kirche. Auch nicht schlecht. In dieser Nacht ist es so warm, dass wir es wagen mit offenem Fenster zu schlafen. An einer Kirche wird wohl nichts passieren. Die Nacht ist mit einer weiteren Anzahl von Mückenstichen gut überstanden. Noch mal schnell in den See hüpfen und es geht weiter. Über die Schweiz (wir haben ja eine Vignette) nach Österreich, Bregenzer Wald. Hier sind wir nämlich mit Karl und Jakob zum Gleitschirmfliegen verabredet.

Bella Italia …