Von unserem Nachtplatz am Plöckenpass, Italien, fahren wir zusammen mit dem weißen VW Bus von Philipp und Elena weiter nach Gemona. Hier meint das Navi es wieder gut mit uns und lotst uns in eine Gasse an deren Ende uns eine enge 90 Grad Kurve erwartet die Jolly leider nicht schafft. Zu lang. Zu dick? Ich liebe ja diese Straßen. Nicht! Zu unserem Glück kommen genau dann als wir zurück setzen wollen ca. 30 Autos der Marke Wiesmann von hinten durch die Gasse. Fast alle mit deutschem Kennzeichen. Selbst diese kleinen Roadster haben Probleme mit der Abbiegung. Natürlich müssen wir uns den ein oder anderen Kommentar anhören. Aber alles nett. Wir schlendern etwas durch Gemona, nachdem wir uns wieder rausmanövriert und unsere beiden Weggefährten wiedergefunden haben. Es ist wieder sehr warm. Nach einem guten Kaffee und gestärkt mit den Resten vom gestrigen Nudelsalat fahren wir endlich nach Slowenien.
Bovec
Über eine (natürlich) enge kurvenreiche Straße gelangen wir nach Slowenien. An einem tollen Aussichtspunkt halten wir, stellen die Autos halb auf einer Wiese, halb in einer Seitenstraße ab und wollen uns ein Bild von der überragenden Landschaft machen. Ein Bus hält hinter uns und photographiert unsere Kennzeichen. Was soll denn das? Als wir zu den Autos kommen fährt er weg. Komisch. Das ist mein erster Eindruck von Slowenien. Landschaft toll, Menschen fragwürdig. Weiter geht die Fahrt nach Bovec. Hier fahren wir zu einem Wasserfall, Slap Virje. Smaragdgrünes kaltes und vor allem klares Wasser. Sam und Philipp sind so mutig und springen rein. Elena und Ich ziehen es vor trocken zu bleiben. Ich bin immer noch etwas skeptisch durch diese Fotoaktion von heute Mittag. Ich möchte nicht frei stehen sondern auf einen Campingplatz. Slowenien und Kroatien habe ich gelesen, sind da etwas strenger, was frei stehen angeht. Wir fahren zu Camping Prijon, direkt an der Soca gelegen. Er ist günstig, hat saubere Duschen und Toiletten. Wir machen ein schönes Lagerfeuer. In dieser Nacht gewittert es. Am folgenden Morgen erwartet uns noch eine freudige Nachricht aus der Heimat: die kleine Maja ist heute Nacht zur Welt gekommen. Sams Schwester Hanna, mit der wir im Mai am Gardasee waren und ihr Mann Daniel sind Eltern geworden. Alle sind wohlauf. Wir freuen uns riesig.
Heute ist das Wetter so lala. Wir machen eine kleine Wanderung an der Soca entlang. Herrlich türkis-blau und stellenweise tief blaues bis grün schimmerndes Wasser. Das sich in mehr oder weniger tiefen Schluchten seinen Weg über die Jahre durch den Fels gesucht hat. Muss man wirklich mal gesehen haben.
Kobarid/Tolmin
Weiter gehts nach Kobarid. Hier ist der bekannte Fliegerberg der Stol. Da wollen wir fliegen, wenn das Wetter passt. Wir checken auf einem Campingplatz in der Nähe ein, Camp Kohen. Zu unsere Überraschung sind einige Paraglider in der Luft. Am Landeplatz, den wir uns schon mal angucken wollen, herrscht reges treiben. Wir gucken uns das eine Zeit lang an. So gut wie jeder Pilot trifft einen Landpunkt von ca 1m Durchmesser. Wie krass sind die denn drauf? Ich bin froh wenn ich das Landefeld noch treffe. Es stellt sich heraus: In den nächsten Tagen ist hier ein Punktlandewettbewerb. Für uns Freiflieger heißt das, wir müssen auf einen anderen Landeplatz ausweichen.
So fahren wir nach Tolmin zum fliegen. Mit Philipps VW Bus geht es eine schlechte, enge Schotterstraße hoch auf den Kobala. Das arme Auto. Aber es ist der offizielle Weg. Oben geht Sam raus zum fliegen. Er kann sich eine weile halten, muss dann aber landen. Nach langem hin und her gehe ich dann auch noch raus. Philipp will den Bus runter fahren. Elena ist sich unsicher. Fährt aber dann im Auto mit. Mein Flug ist auch nicht sehr lang und etwas unruhig. Letztendlich ärgert sich Elena, nicht geflogen zu sein. Beim nächsten Mal 😉 Am Abend zaubern wir zusammen noch mal ein feines Menü: es gibt Burger.
Die Autos werden klar gemacht. Am nächsten morgen checken wir aus. Wassertanks noch mal füllen, Wäsche gewaschen. Für heute haben wir mit “Wolfgang” ein Shuttle auf den Stol klar gemacht. Um kurz nach 10 gehts vom Landeplatz in einem etwas ramponierten Kleinbus ca 45 min eine enge, steile, kurvige Schotterstraße hoch. Die Straße ist zum kotzen schön. Hat zum Glück aber keiner gemacht, es hätte aber nicht viel gefehlt. Oben werden wir noch kurz instruiert und dann machen wir uns fertig. Der Wind ist schon ein wenig strammer geworden. Zuerst geht Elena raus. Sie wollte heute auf jeden Fall fliegen. Über Funk gibt sie uns zu verstehen, dass die Bedingungen gut sind. Sam, Philipp und ich sind kurz danach soweit fertig. Wir wollen nacheinander raus gehen. Zuerst Ich. Rückwärtsstart. Dummerweise drehe ich mich in die falsche Richtung aus und werde ausgehebelt. Ich bin jetzt 360 grad eingetwistet. Suboptimal. Ich fliege vom Hang weg und greife instinktiv noch oben um mich auszudrehen. Puh, das hat funktioniert. Das muss ich aber nicht nochmal haben. Die Leute vom Startplatz sind begeistert. “Cooler Start” höre ich später… Ähm…ne. Die Luft ist thermisch. Ich kann und will mich nicht oben halten. Landeplatz wo bist du? Ich wähle den naheliegenden, wo Elena bereits gelandet ist. Sam fliegt erstmal noch Richtung Italien und wieder zurück. Philipp fliegt bis zum Ausweichlandeplatz. Er holt Elena und mich mit dem Auto ab. Später sammeln wir noch Sam ein. Wir unternehmen noch eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall (Slap Kozjak) in der Nähe. Dann schnell noch mal duschen (auf dem Campingplatz) und weiter geht unsere gemeinsame Reise.
Bohinj
In Slowenien sind gefühlt alle Straßen eng und es geht immer irgendwo einen Berg hoch oder runter. Autofahren ist anstrengend. Gerade wenn es dunkel wird. Wir wollen nach Bohinj. Es dämmert und wir beschließen auf dem Weg dahin eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Sam und Philipp finden den perfekten Ort. Im Wald. Eine Picknickhütte oder ähnliches, mit einem (hoffentlich) unbewohnten Haus. Wir parken unsere Autos und beginnen das Abendessen zu kochen. Ich fühle mich hier gar nicht wohl. Es ist stockdunkel. Es ist unheimlich. Aus dem Wald kommen immer wieder Geräusche und es raschelt. Zu allem Überfluss beginnen die anderen noch Horrorgeschichten zu erzählen. Mit der Stirnlampe leuchten wir immer wieder zum Haus. Man glaubt jedes Mal am Fenster steht jetzt jemand. Aber da ist nichts. Zum Glück. Mir ist weder nach Wein noch nach Bier. Ich will schnell ins Auto und morgen früh zeitig hier weg. Man, was bin ich ein Schisser! Aber: Wir wurden nicht von Wölfen zerfleischt. Auch war kein Massenmörder im Haus. Und die Polizei oder der Förster haben uns auch nicht erschossen.
Wir fahren weiter nach Bohinj. Die Parkplatzsuche gestaltet sich etwas schwierig. Aber wir finden einen geeigneten, der nicht so teuer ist. Nach einem stärkenden Frühstück geht es durch den Wald auf den Berg. Nach ca 50 min erreichen wir den Startplatz und schauen runter auf den See. Sehr schön hier. Dann machen wir uns irgendwann fertig. Auch hier wird der Wind langsam mehr. Sam geht zuerst raus und checkt die Lage. Kleinräumige Thermikbärte, die es in sich haben. Er schafft es etwas Höhe zu gewinnen, es wird ihm aber irgendwann zu anstrengend und geht zum landen. Jetzt ich. Start okay, Luft unruhig. Ich fliege über den See. Da ist es ruhiger. Sam gibt mir über Funk Kommandos. Einseitiger gehaltener Klapper. Rollen. Das hat Spaß gemacht. Danach Elena. Kurvenflugoptimierung. Dann ist Philipp dran. Am Startplatz hat der Wind so stark zugenommen und kommt teilweise seitlich, dass von den anderen Piloten keiner rausgeht. Wir warten unten. Letztendlich ändern sich die Bedingungen nicht mehr, dass Philipp mit den anderen die noch oben sind im Auto wieder runter kommt. Aber lieber vernünftig als ein kaputtes Bein oder schlimmer.
Zum Abschluß des Tages und unserer gemeinsamen Zeit werde wir von unseren Weggefährten Philipp und Elena noch zum Pizzaessen eingeladen. Es ist Zeit auf Wiedersehen zu sagen. Für die beiden geht es weiter nach Frankreich. Vom 7.9.-18.9. waren wir zu viert unterwegs. Eine tolle, lustige Zeit mit angenehmen und entspannten Wegbegleitern. Viel Bier und Wein. Vielen gemeinsamen Erlebnissen und Abenteuern. An dieser Stelle: Danke, dass ihr einen Teil eures Weges mit uns zusammen gegangen seid. Gerne wieder 🙂
Bled
Sam, Jolly und Ich setzen unseren Weg alleine weiter fort. Hinter Bled finden wir eine Art Campingplatz. Ich will mich noch duschen und mache mich mit meinem Handtuch und Duschgel auf zum Sanitärhäuschen (=Bretterbude mit Klos und Duschen) Ich habe mich grade ausgezogen, meine Sachen aufgehangen und will das Wasser andrehen. Da erblicke ich neben dem Wasserhahn die grööößte Spinne meines Lebens (Wer mich kennt, der weiß, Spinnen und Ich haben kein gutes Verhältnis zueinander. Im nachhinein war die Spinne wahrscheinlich nicht so groß, aber ich war verdammt nah dran) Flink wie ein Wiesel drehe ich mich um, bedecke mich vorne rum mit meinem Handtuch und nehme meine Sachen, um dann schnell rückwärts aus der Dusche zu verschwinden, ohne die Spinne dabei aus den Augen zu lassen. Sie könnte mich ja anspringen. Hinter mir entdecke ich dann meinen nackigen Hintern im Spiegel. Na super. Zum Glück ist keiner da. Ich bervorzuge die andere Dusche im schnellwaschgang. Merke: nicht im halbdunkeln in Bretterbuden duschen.
Gozd
Die Wasserpumpe im Jolly gibt nur noch zaghafte Töne von sich, Wasser kommt fast nichts mehr. Sam schafft es sie zu reparieren. Wir fahren nach Gozd. Am Landeplatz beobachten wir einen Paraglider der gerade zur Landung ansetzt. Wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er nimmt uns sogar mit dem Auto mit hoch, somit brauchen wir nicht laufen. Es erwartet uns ein super Startplatz, an dem wir nebeneinander auslegen und starten können. Nach dem Flug essen wir erstmal was. Wir entschließen uns zu einem weiteren Flug. Na dann los. Nach 20 minuten hält ein Auto neben uns an und fragt ob wir mit hoch wollen. Er ist ebenfalls Paraglider und sowieso auf dem Weg zum Startplatz. Jippi. Wieder nicht laufen. Der Flug dauert etwas länger. Ich drehe mit Sam gemeinsam in der Thermik auf. Tolles Gefühl. Irgendwann ist es mir dann zu hoch und ich fliege ab. Ich finde keine neue Möglichkeit und muss landen. Aber ich bin zufrieden mit mir. Irgendwann später (2 Stunden oder so) kommt Sam. Wir kommen mit anderen Piloten ins Gespräch. Die Slowenen sprechen wirklich alle sehr gut Englisch. Nicht wie die Franzosen (a petit). Unserem “Taxi” geben wir noch ein Bier aus. Wir fragen ob wir am Landeplatz über Nacht stehen bleiben können. Dazu parken wir dann nochmal um. So langsam wird es dunkel. Die Mücken haben uns bereits zerstochen. Es beginnt kräftig zu regnen. Als wir das Auto zum schlafen abschließen wollen, funktioniert die Funkfernbedienung nicht. Die Batterie ist rausgefallen! Sie kann sich nur irgendwo hier in der Nähe befinden. Draußen ist alles nass und schlammig. Wir suchen mit Lampen den Untergrund ab. Dabei trete ich leider auf einen ziemlich großen Feuersalamander, der ein quieken von sich gibt. Es sind bestimmt an die 15 dieser Tiere in verschiedenen Größen hier unterwegs und man muss aufpassen wo man hintritt. Ich habe noch nie so große und so viele von den Tieren gesehen. Wir brechen die Suche ab. Morgen bei Tageslicht versuchen wir es noch mal. Und tatsächlich! In der Morgendämmerung haben wir sie wieder gefunden. Gott sei Dank.
Ljubljana
Nun geht es in die Hauptstadt Sloweniens: Ljubljana. Die Straßen werden breiter, das Gelände flacher. Wir gucken uns ein wenig die Stadt an. Zu Fuß und mit dem Rad kann man das am besten. Schlendern durch die Straßen, erklimmen die Burg. Und wieder einmal Traumwetter. Danach noch Lebensmittel einkaufen. Jetzt geht es nach Kroatien…