Montenegro 25.9.-3.10.

Jolly im Durmitor Nationalpark

Wir stehen vor der Grenze eines Landes, was ich so gar nicht auf dem Schirm hatte. Ich bin gespannt. Wir dürfen die Grenze zu Montenegro passieren, obwohl Sam mit seinem vorläufigen Personalausweis reist. Jetzt sind wir drin. In Montenegro zahlt man mit Euro, aber es ist nicht in der EU. Beitrittsverhandlungen stehen wohl aus. Daraus ergibt sich noch ein kleines Problem: Hier sind erhebliche Roaming Gebühren fällig. Zum Beispiel kostet ein Telefonat max. 5,99 Euro/Min, Datennutzung 0,99 Euro/50 KB plus 0,59 Euro Tagesnutzungspreis. Daaaas…..ist viel Geld! Da müssen wir uns noch was einfallen lassen.

Kotor

Wir gelangen nach Herceg Novi und fahren weiter nach Kotor. Dazu müssen wir die Bucht von Kotor erst einmal umrunden. Tiefblaues Wasser umrandet von hohen, dunklen Bergen. Und immer noch ziemlich windig. Kotor ist eine kleine, verwinkelte Stadt umgeben von hohen, mittelalterlichen Festungsmauern, die bis hoch auf den Berg reichen. Beeindruckend. Auch hier legen große Kreuzfahrtschiff an und hunderte von Touristen rennen durch die Stadt. Wir rennen mit. 🙂

Kurz hinter der Grenze haben wir ein Schild gesehen, auf dem für Mobilfunktarife geworben wird. Für nen 10er 200GB. Da schlagen wir zu. Jetzt können wir im Internet surfen was das Zeug hält, Musik hören, Navigieren….Man ist schon ganz schön abhängig vom Internet. Das wird mir hier wieder bewusst. Nachdem wir uns Kotor angeschaut haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Nachtplatz. Dazu fahren wir auf den Berg zwischen Kotor und Adriaküste. Hier steht die Ruine von Fort Gorazola (1886). Da wird unser Nachtplatz sein. Wir sind zur richtigen Zeit hier oben, denn gerade geht die Sonne unter. Wieder einmal ein wunderschöner Anblick. Leider ist es hier oben wieder sehr windig und eine grade Stelle finden ist auch nicht so einfach. Naja Hauptsache wir schlafen mit dem Kopf oben. Am morgen besichtigen wir die Ruine. Super interessant und gruselig. Man kann komplett rein gehen und über Treppen nach oben, vorbei an dunklen Räumen. Was uns allerdings auffällt ist: der Müll. Das war in Kroatien auch stellenweise der Fall aber hier sind ganze Müllkippen einfach am Straßenrand hinterm Gebüsch. Auch die Ruine ist vollgemüllt.

Durmitor

Wir fahren ins Landesinnere in den Durmitor Nationalpark. Eine beeindruckende Landschaft. Vorbei an Seen, Wäldern und leider auch an Müllbergen. Die Straße windet sich in Serpentinen hoch und wieder runter, dann geht es eine ganze Zeit lange auf gleicher Höhe weiter, bevor es wieder hoch und runter geht. Die Temperatur verändert sich. Wir sehen einen Berg, dessen Spitze weiß gezuckert ist. Auf der Strecke nach Zabljak finden wir einen schönen ruhigen Platz mit etwas Sonne. Ein Schäfer kommt mit seiner Schafherde vorbei. Draußen ist es verdammt kalt. Und die Nacht ist auf gut deutsch: arschkalt. Jetzt kommen Thermohosen und Vlies, sowie weitere Decken zum Einsatz. Aber wir haben so gut wie lange nicht mehr geschlafen. Zum Frühstück gibt es Nutella in Scheiben. Immerhin scheint die Sonne und gibt etwas Wärme. Wir suchen einen Campingplatz in Razvisje auf. Ja unsere Wasserpumpe, ich glaube sie hat endgültig ihre Funktion eingestellt…und duschen wäre auch noch mal ne feine Sache. Wir starten erstmal mit unsere Wanderung zum Schwarzen See (Crno Jezero). Mitten im Wald finden wir wieder eine riesige Müllhalde, neben jeder Menge Plastik auch Matratzen, Schränke, Kloschüsseln…wir sind Fassungslos. Wie kann man diese wunderschöne Natur nur so zumüllen? Schrecklich. Den See erreichen wir recht schnell und wir überlegen noch zu einem weiteren See, ein Gletschersee, zu wandern. Es wird mittlerweile schon früher dunkel. Aber von der Zeit her dürfte es passen. Der Gletschersee entpuppt sich als “Pfütze”. Aber wir haben eine schöne Wanderung und eine tolle Aussicht genossen. Zum Schluß umrunden wir dann noch mal schnell den See im Tal. Ich bin dann froh als wir wieder bei Jolly auf dem Campingplatz sind. Das waren bestimmt an die 18 km. Meine Waden sind kurz vor dem platzen. Die Temperatur in dieser Nacht ist zwar noch frisch, aber nicht mehr so extrem wie in der Nacht davor. Wieder gut geschlafen und sogar draußen in der Sonne gefrühstückt. Wir checken aus und fahren zum Savin Kuk zum Paragliden. Wetter und Wind gecheckt. Hier gibt es sogar einen Lift. Den nehmen wir und stehen an einem ziemlich windigen Startplatz. Wir starten letztendlich ca 100 m tiefer, ich lege einen Blitzstart hin und habe danach fast nur sinken. Sehr komisch. Der Flug dauert keine 5 min und schon stehe ich unten. Sam steht nach 10 min neben mir. Irgendetwas ging dort nicht mit rechten Dingen zu, obwohl die Windrichtung passte.

Es ist gerade mal Mittag, also fahren wir uns noch die Tara Schlucht anschauen. Montenegro besitzt die tiefste Schlucht Europas (bis zu 1300m). Auf dem Weg dorthin springt uns eine alte Frau förmlich vors Auto. Sie quasselt direkt drauf los. Wir verstehen natürlich kein Wort von dem was sie sagt. Ich glaube, sie möchte mitgenommen werden. Wir lassen sie einsteigen und sie freut sich wie ein kleines Kind, hält meine Hand, drückt und herzt mich. Irgendwann ruft sie “Stopp” und möchte aussteigen. Sie erzählt uns noch was in ihrer Sprache, lacht und winkt uns zum Abschied. Wie herrlich war das denn? An der Tara Brücke genießen wir die Aussicht. Und weil wir kleine Adrenalinjunkies sind, machen wir noch eine Zipline über die Schlucht. Kurz aber cool. Weiter geht es in Richtung Tepca zu einem wunderbaren Aussichtspunkt oberhalb des Ortes. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick in die Taraschlucht und auch in die Ferne. Die Sonne neigt sich dem Abend. Wir sollten einen Nachtplatz suchen, fahren tiefer in den Nationalpark und finden den perfekten Aussichtspunkt und Nachtplatz. Wir stehen mehr oder weniger ungeschützt am Strassenrand. Alleine. Hier ist es wieder sehr windig. Aber das kennen wir ja mittlerweile. Die Sonne geht unter. Es wird wieder sehr kalt. Dunkelheit. Dann kommt der Mond und alles ist wieder taghell.

 

Podgorica/Budva

Nach einer ziemlich stürmischen Nacht verlassen wir diesen tollen Ort und nehmen Kurs auf die Hauptstadt Podgorica. Vielleicht kann man dort eine neue Pumpe bekommen? Frische Lebensmittel könnten wir auch noch mal gebrauchen. Im Baumarkt gibt es leider keine Campingpumpen. Die nächste Herausforderung ist Einkaufen. Montenegro hat kyrillische Schreibweise. Also einkaufen nach Bildern. Obst und Gemüse abwiegen? Keine Chance. Aber da haben wir zum Glück Hilfe. Weiter geht es zurück an die Küste. Nach Budva.

Auf den Strassen sieht man immer wieder Vieh frei herum laufen. In der Stadt steht neben uns an der Ampel ein Maulesel mit Wagen, wir überholen Kutschen und Menschen auf Eseln. Auf der einen Seite Strom-Tankstellen für E-Autos auf der anderen Seite gefühlt 50 Jahre zurück mit dem Eselskarren unterwegs. Das am häufigsten anzutreffende Auto ist übrigens der Golf 2 und 3 vorwiegend in Rot 🙂

Budva selber ist dann wieder der Touriort schlechthin. Hotels, Strandpromenade, Restaurants. Wir schlendern am Abend die Promenade entlang bis zur Citadelle von Budva. Der kleine verwinkelte Bereich in der Altstadt ist sehr schick gemacht. Zum Glück sind wir zum Ende der Saison hier. In der Hauptsaison schieben sich hier die Touristenströme nur so durch.

Ich genieße die Sonne am Strand mit meinem Buch. Sam versucht es mal mit einem Marinecenter wegen der Pumpe. Bilgenpumpen, WC-Pumpen und auch Ölpumpen. Jedoch keine 12V-Pumpe für unseren Frischwassertank. Auf der Rückfahrt wird er von der Polizei angehalten. Der Polizist greift durch das Fenster und dreht am Lichtschalter. Sam hatte das Licht nicht an, was hier in Montenegro auch am Tag immer eingeschaltet sein sollte. Dann winkt er ihn weiter. Da hat er ihm einen kleinen Schrecken eingejagt 🙂 Wir müssen erstmal weiter mit unseren zwei 5-Liter Wasserkanistern klar kommen.

Der nächste Morgen beginnt mit 3 kleinen Tornados. Wir sind früh wach und der Himmel bzw. eher die Wolken über dem Meer sehen komisch aus. Das schauen wir uns genau an. Mit unsere Kaffeetasse gehen wir an den Strand. Tatsächlich vom Himmel bis zur Meeresoberfläche zeichnet sich ein pulsierender Schlauch ab. Das ganze sogar 3 mal. Sie treffen irgendwann auf Land. Dann lösen sie sich “in Luft” auf. Der Letzte allerdings nimmt auf seinem Weg noch ein paar Strandliegen und Schirme mit. Zudem wird noch ein festgebundenes Luftkissen mitgerissen was wiederum die Stranddusche, mit der wir gestern noch geduscht haben, einfach aus dem Boden reisst. Voll Krass! Und dann ist alles vorbei. Ein Blick auf die Wetterkarten zeigt uns den Grund für das Phänomen – Konvergenz.  Am Nachmittag sieht Sam einen Paraglider in der Luft. Schnell noch mal Wetterchecken, vor allem wegen der Wetterlage von heute morgen. Alles passt. Ich fahre ihn hoch. Der Startplatz liegt über dem Strassentunnel. Sam startet, hat einen tollen, etwas anspruchsvollen Flug. Schließlich landet er direkt am Strand. Glücklich und zufrieden verlassen wir Budva.

Wir fahren Richtung Ulcinje, nicht weit von der albansichen Grenze entfernt. Wir erreichen “Long Beach”. Super Strand für Kitesurfer. Hier stehen wir direkt am Strand. Der nächste Tag kündigt leider Gewitter an. Am morgen können wir noch einen schönen Strandspaziergang machen. Hier ist endlich noch mal ein Sandstrand. Mit Kühen. Oder eher ihren Hinterlassenschaften. Gegen Mittag beginnt es zu regnen. Das angesprochenen Gewitter fällt nur leicht aus. Zum Glück. Die Wetter-App hatte anderes angekündigt. Wir bleiebn noch eine Nacht bevor es nach bzw. durch Albanien geht.

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