Dune du Pilat (29.7.- 6.8.)

Kurztripp an die Westküste Frankreichs

Bevor wir starten muss das Auto wieder beladen werden. Alles was zuvor für den TÜV rausgeräumt wurde, muss wieder rein. Einkaufen. Geld holen. Aufbruch zur letzten großen Tour. Schnell noch von allen verabschieden. Natürlich geht das alles nicht so flott. Aufbruch ist letztendlich um halb 6. Weit kommen wir heute nicht mehr. Aber immerhin bis nach Frankreich. Wir sind zurück im Chill-Modus. Alles entspannt angehen. Bei Reims bzw Juvigny übernachten wir. Nach einer ruhigen Nacht geht es gegen 10 Uhr weiter nach Westen. Über Landstraße reisen wir gemütlich vorbei an Getreidefeldern, Sonnenblumen, Wäldern, Städten. Es ist warm. Gegen halb 10 am Abend erreichen wir dann die Westküste hinter Bordeaux. Es ist immer noch sehr warm. Wir schauen uns die Düne bei Sonnenuntergang an. Da darf ein „Landebier“ im Sand nicht fehlen. So was habe ich auch noch nicht gesehen. Die größte Wanderdüne Europas. In der Nähe finden wir einen Platz wo bereits andere Camper für die Nacht bereit stehen. Auch hier haben wir wieder eine ruhige Nacht. Zum fliegen an der Düne ist heute kein Wind. Also fahren wir ein Stückchen weiter nach Arcachon. Direkt einen super Parkplatz für die Nacht gefunden. Super Strand mit Toiletten und Duschen. Wir verbringen den Tag mit baden und sonnen. Abends sitzen wir noch gemütlich bis nach 23 Uhr draussen. Heute steht der Wind besser an. Wir suchen einen geeigneten Parkplatz in der Nähe der Düne. Da wir gestern im Schatten geparkt hatten und der Kühlschrank bei der Hitze ordentlich was leisten muss, brauchen wir für unsere Batterien heute einen Sonnenplatz. Heißt auch, dass wir weit gehen müssen. Ich trage die Badesachen, Sam den Gleitschirm. Durch Sand sehr anstrengend. Für ihn mehr als für mich. Die Sonne brennt unheimlich. Ich mache es mir am Strand gemütlich. Sam versucht bei wenig Wind seinen Schirm zu händeln. Mit mäßigem Erfolg. Weniger Wind als in den Prognosen vorhergesagt. Schade. Da wir beide wieder voll mit Sand, Salz und Schweiß sind wünsche ich mir eine Dusche. Zurück nach Arcachon. Der nächste Tag verläuft ähnlich. Wir parken etwas näher als gestern. Der Weg ist immer noch zu weit. Wieder zu wenig Wind. Wieder Sand, Salz und Schweiß. Wieder nach Arcachon. Auf ein neues. Leider zeigt heute der Wind vermehrt Nord an. Aber Sam hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wir parken Jolly vor einem Campingplatz und gehen den direkten Weg über die Düne. Mit Gepäck den heißen Sand die steile Düne hoch. Übel. Ich habe mir heute einen Sonnenschirm gekauft. Mir ist das zu heiß in der prallen Sonne. Außerdem kann ich den Stecken jetzt beim hochkraxeln super zur Hilfe nehmen. Ich chille unter meinem neuen Babyblauen Sonnenschirm. Sam versucht den Hauch von Wind zu nutzen, kommt aber nach kurzer Zeit zum Handtuch und entscheidet sich fürs Wasser und im Schatten schlafen. Blöder Wind. Für den nächsten Tag ist allerdings ein 20er Wind ab Nachmittag vorhergesagt. Perfekt. Ich gehe morgens eine Runde Fahrrad fahren. Danach der gleiche Ablauf wie in den letzten Tagen. Aber: besserer Parkplatz, bessere Route. Und wieder zu wenig Wind :(. So was blödes.
Wir erleben eine unglaublich warme Nacht. So unerträglich warm, dass das geöffnete Fenster und der Ventilator nicht reichen. Wir schlafen mit offener Schiebetür. Gerädert von der Nacht lassen wir es wieder langsam angehen. Nach einer kleinen Fahrradtour geht es gegen 15 Uhr wieder zur Düne. Wir parken den dicken Jolly an der viel befahrenen Straße ein paar Meter weiter weg vom Campingplatz. Schleppen wieder alles an den Strand. Und wieder reicht es nur für ein paar kleine Hüpfer. Ich lese, schlafe, genieße. Gegen kurz vor 7 machen wir uns auf den Rückweg zu Jolly. Wir wollen noch ein letztes mal in Arcachon übernachten und morgen weiter südlich. Aber da hat uns jemand einen Strich durch gemacht. Als wir näher an Jolly heran kommen, sehe ich, dass die Hintertüre nur angelehnt ist. Sofort fangen meine Beine an zu zittern. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich war mir sicher, dass ich die zu gemacht habe und auch noch mal dran gerüttelt habe. Verdammt. Wir öffnen dir Türe und sehen das Notebook auf dem Bett liegen. Glück gehabt. Oder doch nicht? Das Bettlaken ist schmutzig. Sofort suche ich nach meiner Tasche, die ich natürlich nicht mit an den Strand genommen habe. WEG! Sams Portemonnaie. WEG! Scheiße. Alle Dokument. WEG! EC- und Kreditkarten. WEG! Dann bemerkt Sam, dass unsere Essensvorräte auch weg sind. Zudem meine Medikamententaschen, ein paar Kleidungsstücke und die Bettdecken! Ich fass es nicht?! (Man muss dazu sagen, wir hatten Glück im Unglück. Der Ersatzschlüssel war auch im Auto und lugte aus der Hosentasche meiner Hose hervor die auf dem Boden lag. Das ganze Auto hätte weg sein können. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Das passiert uns ab jetzt nicht mehr) Als erstes EC und Kreditkarten sperren. Vor lauter Stress fällt mir meine blöde Bankleitzahl nicht mehr ein. Nach ca 10 min und mehrmals telefonieren mit meiner Schwester, schaffe ich es dann. Sam hat Probleme eine Kreditkarte zu sperren. Schafft es aber auch irgendwann. Hoffentlich waren wir schneller als Die.
Wie ruft man in Frankreich die Polizei? Die 110 ist es nicht. Internet zum googlen ist mau. Also sprechen wir Passanten an. Wir können nicht wirklich Französisch. Also versuchen wir es mit der Weltsprache Englisch. Doch weder Jung noch Alt kann sich auf englisch verständigen! Mit Händen und Füßen schaffen wir es einem Pärchen klar zu machen, was uns wiederfahren ist. Diese nennen uns die Nummer der Polizei. Sam probiert es und wird schnell abgespeist. Es gibt offenbar keinen Polizeibeamter, der uns auf Englisch helfen kann. Damit ist die Sache erledigt. Danke für nichts. Zufällig kommen 4 Fahrradpolizisten vorbei. Wir halten sie an. Sie sagen uns in gebrochenem Englisch, dass wir Morgen (weil heute ist ja Sonntag) in Arcachon auf dem Kommissariat eine Anzeige aufgeben sollen. Sie können nichts machen. Ja bin ich denn hier im falschen Film oder was? Man ist echt verloren und alleine gelassen. Wir suchen noch bis es dunkel wird das umliegende Gebüsch ab.  Vergebens. Dann fahren wir wieder an unseren bekannten Platz. Das einzig schöne an diesem Tag ist, dass sich ein deutsches Pärchen neben uns stellt und wir bis 2 Uhr draussen sitzen und quatschen. Ablenkung. Schlafen müssen wir ohne Bettdecken. Da schläft jetzt wer anders drin 🙁 Zum Glück haben wir noch ein Ersatzbettlaken. Was zu essen bekommen wir auch noch hingezaubert. In den Schubladen vorne konnten wir noch Nudeln und Zutaten für eine Sauce finden. Den Alkohol haben sie zum Glück nicht geklaut. Prost.
Was eine beschissene Nacht. Viel zu heiß. Viel zu viele Gedanken. Wie sind die in das Auto gelangt? Wir haben nichts entdeckt. Wir radeln ohne Frühstück, uns ist nicht danach, zur Polizei. Dort sitzt wenigstes eine nette Frau die etwas englisch spricht. Man will Fingerabdrücke nehmen. Na super. Also zurück radeln und Jolly holen. Bei genauer Untersuchung, zeigt uns der Polizist, dass die Einbrecher einfach den Schließzylinder ausgestanzt haben und nur das Plastik berührt haben. Keine Fingerabdrücke zu holen. Schade. Wir warten weiter um eine Anzeige aufgeben zu können. Scheinbar ist damit nur ein Polizist beauftragt und der hat viel zu tun. Als wir an der Reihe sind macht er uns klar, dass er jetzt Mittag machen möchte. Wir mögen bitte um 2 Uhr wieder kommen und sollen dann bevorzugt behandelt werden. Natürlich alles auf Französisch. Immer noch im falschen Film? Wir warten im Auto. Essen mal was. Jetzt bricht alles aus mir raus. Ich heule wie ein Schlosshund. Wir sind so Hilflos. Ich bin so stinkewütend. Und dann kommt da noch so eine blöde Tusse und verscheucht uns vom Parkplatz. Ich bin kurz vorm Explodieren. Um kurz vor 2 gehen wir dann wieder ins Kommissariat. Aber da ist schon wer anders bei unserem Polizisten. Ich muss mich stark zusammen reißen. Nicht heulen, nicht explodieren. Wir haben in der Nacht noch alle Daten aufgeschrieben und alle Dinge notiert die verschwunden sind. Dies alles durch den Google-Übersetzer. Vereinfacht einiges. Wir kommen dann um viertel vor 3 dran und brauchen fast 1,5 Stunden für die blöde Anzeige. Obwohl wir vorbereitet sind. Er checkt vieles nicht. Wir sprechen kein Französisch und er kein Englisch.
Um 5 Uhr sitzen wir im Jolly. Ziel: Heimat. Weiterfahren macht keinen Sinn. Wir haben keine Ausweise. Keinen Führerschein. Keine Geldkarten. Nur ein paar Blätter Papier mit einer Anzeige zur Vorlage. Gegen 23 Uhr meldet sich die Tankanzeige. Keine Tanke weit und breit. Auf den letzten Tropfen finden wir noch eine die geöffnet hat und Bargeld nimmt. Das haben Die zum Glück nicht gefunden. Tanken. Weiter. Wir fahren noch bis halb 3. Schlafen. Weiter. Wir erreichen unser Ziel um halb 7 Uhr am Abend. Das war ein Kurztrip. Grade mal 10 Tage hat unsere „letzte große“ Tour gedauert. So kann es gehen. Schade. Auf Frankreich habe ich keine Lust mehr.

Gleich am nächsten Tag gehen wir neue Personalausweise und Führerscheine beantragen. Das geht alles unglaublich flott, wenn man von den Behörden aus Frankreich kommt. Es gibt noch ein kleines Happy End: 3 Tage nach dem wir wieder zu Hause sind, meldet sich eine nette Französin via Facebook bei mir. Sie hat meine Handtasche samt Portemonnaie im Gebüsch gefunden. Alles noch drin ausser dem Geld. Ein paar andere Dinge lagen ebenfalls bei der Tasche. Ich bitte sie die gefunden Sachen zur Polizei zu bringen. Leider schickt uns die Polizei die Sachen aber nicht zu. Wir müssen sie persönlich abholen kommen. Ähm, 1300 km? Nein! Die Französin namens Catherine (die übrigens englisch mit mir spricht) bietet uns an, die Sachen bei der Polizei zurück zu holen. Super Nett! Aber ob das klappt? Und sie hat tatsächlich Erfolg. Einerseits erschreckend, dass Sie Dokumente wie Personalausweis etc. wieder ausgehändigt bekommt, aber natürlich für uns in diesem Fall sehr erfreulich. Ein Paket mit den gefundenen Sachen ist unterwegs. Danke! In dem Paket befindet sich auch Sams kurze Hose, in deren Tasche seine Kreditkarten und die EC Karte stecken. Perso und Führerschein bleiben leider verschwunden.

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